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44 Jahre im Dienst: Reiner Haas zieht Bilanz als Kriminalhauptkommissar

Reiner Haas, ein 61-jähriger Polizist aus Schelklingen, blickt nach 44 Jahren im Dienst, die von hohen Herausforderungen und beeindruckenden Einsätzen geprägt waren, auf seine Karriere zurück und schildert die schwindende Wertschätzung für die Polizei sowie die Notwendigkeit, den Beruf für die nächste Generation attraktiver zu gestalten, während er in den Ruhestand geht.

Der Rückgang des Respekts und die steigende Gewalt gegen Polizeibeamte sind aktuelle Probleme, die immer drängender werden. Reiner Haas, der nach 44 Jahren Polizeidienst in den Ruhestand geht, hat in seiner Karriere hautnah erlebt, wie sich die Gesellschaft verändert hat und welche Auswirkungen dies auf die Arbeit der Polizei hat.

Die Herausforderungen der Polizeiarbeit

Reiner Haas, der seinen Dienst am 3. September 1980 begann und bis zum 31. Juli 2024 tätig war, beschreibt eine wachsende Kluft zwischen der Polizei und der Gesellschaft. „Früher hatten wir klare Respektspersonen in Uniform. Heute wird dieser Respekt immer weniger“, sagt Haas. Er macht dies nicht nur an der Abnahme der Achtung vor den Polizisten fest, sondern auch an der Zunahme von Gewalt. Berichte über Beleidigungen, Angriffe und sogar Morddrohungen, wie im jüngsten Fall eines ermordeten Polizisten in Mannheim, untermauern Haas‘ Bedenken.

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Ein Blick auf die Ausbildungsstrukturen

Mit der Zeit hat sich auch die Ausbildung der Beamten verändert. In der Vergangenheit gab es keine psychologischen Unterstützungsangebote für die Polizisten, die mit traumatischen Erlebnissen umgehen mussten. „Wir haben damals unsere Erfahrungen bei einem Feierabendbier besprochen. Heute gibt es Hilfe durch psychologische Dienste“, erklärt er. Diese Entwicklung zeigt, dass die psychischen Belastungen der Polizei ernst genommen werden müssen.

Erziehung und Gesellschaft

Haas führt den Rückgang des Respekts auch auf veränderte Erziehungsstile zurück. „Die Eltern von heute überlassen die Erziehung oft den öffentlichen Institutionen. Das kann nicht funktionieren“, erklärt er. Er betont die Bedeutung von familiären Werten und der Verantwortung der Eltern, um einen respektvollen Umgang miteinander zu fördern.

Abschied nach 44 Jahren

Trotz dieser Herausforderungen zieht Reiner Haas ein positives Fazit aus seiner langen Laufbahn. „Es gab Höhen und Tiefen, aber ich gehe ohne Groll. Ich hoffe, dass wieder mehr junge Menschen den Beruf des Polizisten ergreifen. Dafür benötigen wir Anreize und weniger Bürokratie“, sagt er. Sein Wunsch ist es, dass die Polizei in Zukunft besser anerkannt wird und sich die Gesellschaft stärker mit den Herausforderungen der Polizeiarbeit auseinandersetzt.

Zukunftsaussichten für die Polizei

Die Einsichten von Reiner Haas sind nicht nur eine Reflexion seiner eigenen Erfahrungen, sondern auch ein Zeichen für das, was in der Gesellschaft notwendig ist, um das Vertrauen in die Polizei zurückzugewinnen. Es wird Zeit, dass der Respekt gegenüber der Polizei wiederhergestellt wird und dass die schwierigen Bedingungen der Polizeiarbeit breiter anerkannt werden. Die Gesellschaft muss zusammenarbeiten, um eine respektvolle und sichere Umgebung für alle zu schaffen.

Lebt in Hannover und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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