Forschungen an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ermöglichen einen tiefen Einblick in die Ernährungsgewohnheiten ausgestorbener Reptilien, speziell der Dinosaurier. Ein Team unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Tütken hat ein neues Instrumentarium entwickelt, um Isotopenzusammensetzungen bei lebenden Reptilien zu analysieren und daraus Rückschlüsse auf die Ernährung der Vorfahren zu ziehen. Diese Erkenntnisse sind entscheidend, um die Ernährung der ersten Landwirbeltiere und deren evolutionäre Entwicklung besser zu verstehen. Die Ergebnisse dieser umfassenden Studie wurden im Fachmagazin Proceedings of the Royal Society B veröffentlicht.
Das Forschungsteam untersuchte 28 lebende Reptilienarten, um Kalzium- und Strontiumisotopenanalysen durchzuführen. Diese Isotope variieren je nach Ernährungsweise, wobei Insektenfresser die höchsten Kalziumisotopenwerte aufweisen, gefolgt von Pflanzenfressern und Fleischfressern. Die Strontiumisotopenverhältnisse zeigen ein ähnliches Muster. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass das Kalziumisotopenverhältnis bei Reptilien höher ist als bei Säugetieren, selbst wenn die Ernährungsweise identisch ist.
Mechanische Abnutzung und neue Erkenntnisse
Ein weiterer Aspekt der Forschung sind die mechanischen Abnutzungsspuren an den Zähnen der Reptilien, die in Zusammenarbeit mit Dr. Daniela Winkler analysiert wurden. Diese Spuren können zusätzliche Hinweise auf die Diäten der Tiere liefern, indem sie zwischen hartem und weichem Futter differenzieren. Das Ziel dieser umfassenden Analyse ist es, die Rekonstruktion des Ernährungsverhaltens ehemaliger Arten durch die Kombination chemischer und mechanischer Daten zu verbessern. Prof. Dr. Tütken, der 2016 einen ERC Consolidator Grant für sein Projekt zur Ernährung von Landwirbeltieren erhielt, sieht in diesen Ansätzen die Möglichkeit, das Verständnis von ausgestorbenen Arten weiter zu vertiefen.
Der Kontext dieser Forschung ist der Aufstieg der Dinosaurier, die vor etwa 230 Millionen Jahren auf dem Urkontinent Pangaea lebten. Zu dieser Zeit waren Dinosaurier noch eine unbedeutende Gruppe, doch 30 Millionen Jahre später dominierten sie die terrestrischen Lebensräume. Wissenschaftler untersuchen fossilierte Überreste wie Kot und Erbrochenes, um mehr über die Veränderung ihrer Ernährungsgewohnheiten und den Einfluss von Umweltfaktoren auf ihre Evolution zu erfahren. Eine internationale Forschungsgruppe hat 500 Bromalite analysiert, um die Nahrungsaufnahme von Dinosauriern zu rekonstruktion, darunter Pflanzen, Fische und Insekten.
Ökologische Resilienz und Anpassungsfähigkeit
Die frühe Vielfalt der Dinosaurier als Allesfresser und ihre Anpassungsfähigkeit an wechselnde Umweltbedingungen sind wichtige Themen in aktuellen Forschungen. Die Analyse der Ernährungsmuster zeigt, dass Umweltauswirkungen wie Vulkanausbrüche und neue Pflanzenarten entscheidend für den evolutionären Aufstieg der Dinosaurier waren. Ihre Fähigkeit, sich auf unterschiedliche Nahrungsquellen umzustellen, verschaffte ihnen Vorteile gegenüber anderen Reptilien und großen Amphibien. Diese Erkenntnisse sind nicht nur für die Paläontologie von Bedeutung, sondern können auch für heute bestehende Herausforderungen wie den Klimawandel und Massenaussterben wichtige Einsichten liefern.
Diese neue Forschungsrichtung an der JGU könnte somit entscheidend dazu beitragen, das komplexe Bild der Evolution und Lebensweise von Dinosauriern und anderen ausgestorbenen Reptilien zu bereichern und zu klären, wie sich diese Spezies erfolgreich an ihre Umwelt anpassen konnten.
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