Nach Recherchen von Report Mainz haben zahlreiche Abgeordnete und Mitarbeiter der AfD in Parlamenten Verbindungen zu Burschenschaften. Dieses Netzwerk, das größer ist als bisher bekannt, wird von Experten als „hochgefährlich“ eingestuft. Ein Beispiel hierfür ist Alexander Jungbluth, ein rheinland-pfälzischer AfD-Politiker, der ein Mitglied der Bonner Burschenschaft Raczeks ist. Seine Narbe auf der Wange stammt von einer Mensur, einem Fechtkampf, den er vor mehr als zehn Jahren ausgefochten hat.
Die Burschenschaft Raczeks lud im März den Anwalt Björn Clemens ein, der in rechtsextremen Kreisen aktiv ist. Bei der Veranstaltung hetzte er gegen Menschen mit ausländischen Wurzeln und nutzte rassistische Begriffe. Mindestens drei AfD-Politiker und vier Mitarbeiter sind eng mit den Raczeks verbunden. Experten wie die Politikwissenschaftlerin Alexandra Kurth bezeichnen das rechtsextreme Netzwerk innerhalb der AfD als hochgefährlich.
Nach umfangreichen Recherchen von Report Mainz hat sich gezeigt, dass mehr als 50 Abgeordnete der AfD Bezüge zu Burschenschaften haben. Ein Großteil von ihnen ist selbst Mitglied, vor allem in Burschenschaften, die der „Deutschen Burschenschaft“ angehören. Es gibt auch etwa 60 Mitarbeiter, die aus diesem Milieu stammen und im Hintergrund agieren. Die Forscherin Alexandra Kurth war schockiert über die Ergebnisse und sieht das Netzwerk als eine Bedrohung für die demokratischen Prozesse an.
Alice Weidel, Partei- und Fraktionschefin der AfD, beschäftigt laut Recherchen mindestens drei Burschenschafter, darunter ihren Pressesprecher. In Bayern sorgte der Fall Daniel Halemba für Schlagzeilen, da in seinem Burschenschaftshaus Nazi-Devotionalien gefunden wurden. Die AfD äußerte sich bislang nicht zu den Vorwürfen. Die Verbindungen zwischen AfD und Burschenschaften werden von politischen Akteuren wie der grünen Bundestagsabgeordneten Irene Mihalic kritisch betrachtet, was zu Forderungen nach genauerer Beobachtung durch die Sicherheitsbehörden führt.