Ober-Hilbersheim setzt seit 55 Jahren bei der Kommunalwahl auf eine Einheitsliste. Dieser Schritt wurde eingeleitet, um die Spaltung des Dorfes zu überwinden und unnötige Konflikte zu vermeiden. Vor dieser Maßnahme befanden sich zwei politische Lager in Ober-Hilbersheim, die sich im Gemeinderat stritten und öffentlich feindeten. Selbst innerhalb von Familien kam es aufgrund des Lagerdenkens zu Entfremdungen und Missverständnissen.
Die Einführung der Einheitsliste im Jahr 1969 war das Ergebnis der Bemühungen des damaligen Bürgermeisters, das bestehende System zu überwinden. Mehr als 300 Gemeinden in Rheinland-Pfalz folgen einem ähnlichen Modell mit nur einer Liste bei Kommunalwahlen. In Ober-Hilbersheim wird vor der Wahl eine Versammlung einberufen, um die Reihenfolge der Kandidaten festzulegen. Obwohl die Wählerinnen und Wähler nicht zwischen verschiedenen Listen wählen können, haben sie die Möglichkeit, für Einzelpersonen zu stimmen.
Dieter Linck, ein langjähriges Mitglied der Gemeinde und ehemaliger Ortsbürgermeister, lobt die Einheitsliste als erfolgreichen Schritt zur Überwindung des Lagerdenkens. Unter seiner Führung entstand der beliebte Märchenweihnachtsmarkt, der die Einheit und Zusammenarbeit in der Dorfgemeinschaft demonstrierte. Auch Dirk Günthner, Ortsvorsitzender der SPD, sieht die Vorteile der Einheitsliste, obwohl er die Bedeutung politischer Opposition anerkennt.
Nun setzt auch der benachbarte Ort Nieder-Hilbersheim auf eine Einheitsliste, um Konflikte zwischen den politischen Lagern zu überwinden und die Dorfentwicklung voranzutreiben. Listenführer Bernd Lenhart hofft, dass diese Maßnahme dazu beiträgt, vergangene politische Stillstände zu überwinden. Die Erfahrungen aus 55 Jahren Einheitslisten in Ober-Hilbersheim dienen als inspirierendes Beispiel für die Nachbarorte.