Sila erobert die Herzen in Klagenfurt: Bachmann-Preis für Trauma-Text-Wettbewerb Sieger

Trauma-Text-Wettbewerb: Sila siegt beim Bachmann-Preis

Die diesjährige Ausgabe des prestigeträchtigen Ingeborg Bachmann Preises stand unter dem Motto Familienverletzungen, die über Generationen hinweg nicht heilten. Die Jury in Klagenfurt, Österreich, wählte den Autor Tijan Sila, der aus Sarajevo stammt und nun in Kaiserslautern lebt, aus dem breiten Teilnehmerfeld als Gewinner aus.

Sein preisgekrönter Text „Der Tag, an dem meine Mutter verrückt wurde“ erzählt nicht nur von einer plötzlich schizophrenen Mutter, sondern auch von einem Vater, der in einen pathologischen Sammelwahn verfällt. Die Mischung aus Tragikomödie und Melancholie, präsentiert in einem einzigartigen sprachlichen Stil, beeindruckte die Jury maßgeblich.

Tijan Sila kam 1994 als Flüchtling nach Deutschland und absolvierte ein Studium der Germanistik und Englischwissenschaft in Heidelberg. Heute arbeitet er als Lehrer und Schriftsteller. Sein aktuelles Buch „Radio Sarajevo“, das von seinem Überleben in der belagerten Stadt handelt, wurde letztes Jahr veröffentlicht. Der ausgezeichnete Text beim Bachmann-Wettbewerb wird Teil seines nächsten Romans sein.

Neben Sila wurden auch andere beeindruckende Texte ausgezeichnet, darunter „Luft unter dem Wasser“ von Tamara Stajner, die den Kelag-Preis erhielt, sowie „Die Möglichkeit der Ordnung“ von Denis Pfabe, der mit dem Deutschlandfunk-Preis ausgezeichnet wurde.

Der Bachmann-Preis, benannt nach der bedeutenden deutschsprachigen Autorin Ingeborg Bachmann, würdigt literarische Werke, die sich mit tiefgreifenden und oft traumatischen menschlichen Erfahrungen auseinandersetzen. Die Vielfalt und künstlerische Qualität der eingereichten Texte verdeutlichten einmal mehr die Relevanz und Kraft der Literatur als Mittel zur Verarbeitung und Überwindung persönlicher Traumata und historischer Verwerfungen.