Die Demokratie im Dorf in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg steht vor großen Herausforderungen, da immer mehr Gemeinden Schwierigkeiten haben, Kandidaten für das Bürgermeisteramt zu finden. In Altleiningen, einem idyllischen 1.800-Seelen-Dorf in der Pfalz, haben sowohl der amtierende Bürgermeister Gunther Schneider als auch sein Beigeordneter Frank Dennhardt beschlossen, nicht mehr für ihre Ämter zu kandidieren. Sie fühlen sich durch die langwierigen bürokratischen Prozesse gelähmt und frustriert, da Projekte wie ein geplantes Neubaugebiet seit über zwei Jahrzehnten stillstehen.
Die finanzielle Lage vieler Gemeinden verschärft die Situation zusätzlich. Altleiningen ist hoch verschuldet, wodurch jede Ausgabe von der Kommunalaufsicht genehmigt werden muss. Die fehlende finanzielle Autonomie droht die Gemeinden handlungsunfähig zu machen, was dazu führen könnte, dass grundlegende Aufgaben wie Winterdienst, Friedhofspflege und Dorffeste gefährdet sind. Als Reaktion auf diese schwierigen Bedingungen geben immer mehr Amtsträger auf, was zu einem Mangel an Kandidaten für die Kommunalwahlen führt.
Ein Fünftel aller Gemeinden in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz steht vor dem Problem, dass es keine Kandidaten für das Amt des Ortsbürgermeisters gibt. In den meisten anderen Gemeinden gibt es nur einen einzigen Kandidaten, was den Wählern keine echte Wahl lässt. Die Situation verschärft sich durch zunehmende persönliche Anfeindungen gegen Amtsträger, wie der hauptamtliche Bürgermeister Florian Bauer aus St. Johann erfahren musste, der sogar Morddrohungen erhielt.
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann warnt eindringlich davor, dass der zunehmende Frust, die Resignation der Amtsträger und die fehlende Auswahl an Kandidaten die Demokratie in den Dörfern gefährden könnten. Es besteht die reale Gefahr, dass die Gemeinden nicht mehr handlungsfähig sind und wichtige demokratische Strukturen bedroht sind. Die Dokumentation „Demokratie im Dorf vor dem Aus?“ des SWR beleuchtet die prekäre Situation in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg, die am 5. Juni in der Mediathek und am 6. Juni im SWR Fernsehen zu sehen ist.