Marvin Jung, der Leiter des Amtes für Kinder und Jugend in Bad Kreuznach, steht vor erheblichen Herausforderungen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Streit um die Abgabe des Jugendamtes an den Kreis. Seit 2023 hat er die Leitung übernommen und vergleicht seinen Job mit dem eines Kapitäns, der sein Team führt. Jung legt großen Wert auf die Wertschätzung seiner Mitarbeiter, was zu einem positiven Teamgeist beiträgt. Daniela Holderbaum, die seit 1995 im Dezernat tätig ist, bringt umfangreiche Erfahrungen mit Familiendramen und Kindeswohlgefährdungen mit.

Zu den bedeutendsten Aufgaben des Amtes zählt der Umzug ins Rathaus am Kornmarkt sowie die Vorbereitung des Jubiläums „100 Jahre Jugendamt“. Diese Veranstaltungen sowie die Erneuerung der Internetseite haben das Jugendamt verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Trotz eines deutschlandweiten Personalmangels und steigender Fallzahlen in den Jugendämtern sieht Jung die Situation in Bad Kreuznach als positiver an.

Zukünftige Herausforderungen im Jugendamt

Monika Degen, als Jugendhilfeplanerin zuständig für die Umsetzung von Förderprogrammen und neuen gesetzlichen Bestimmungen, blickt auf mehr als 20 Jahre im Amt zurück, obwohl sie ursprünglich nur für fünf Jahre bleiben wollte. Sie arbeitet an der Erhebung statistischer Daten für den Kita-Bedarfsplan und Hilfen zur Erziehung und führt regelmäßige Gespräche mit Kollegen, um die Zahlen zu überprüfen.

Mit Blick auf die Zukunft betont Jung die bevorstehenden Herausforderungen wie das Ganztagsförderungsgesetz, das 2026 in Kraft treten soll, sowie das neue Inklusive Kinder- und Jugendhilfe Gesetz, das 2028 in Kraft treten wird. Er hebt hervor, dass Jugendämter künftig auch für Themen aus anderen Rechtskreisen zuständig sein werden.

Ein besonders akutes Problem in der Jugendhilfe ist der Personalmangel, der laut einer Umfrage von Report Mainz Kinder und Jugendliche gefährdet. Klara, eine Sozialarbeiterin in Berlin, berichtet von ihrer Überlastung, da sie trotz halbtags Arbeit mehr als 50 Fälle betreut. Von den fast 600 bundesweit befragten Jugendämtern haben über 50% geantwortet; rund 24% dieser Ämter schätzen, dass es im Jahr 2023 zu Gefährdungen von Kindern und Jugendlichen gekommen ist. Kinder mussten in einigen Fällen aufgrund von Platzmangel in Inobhutnahmestellen in den Räumlichkeiten des Jugendamtes untergebracht werden, während andere Kinder entweder Privatpersonen anvertraut oder von den Mitarbeitern des Jugendamtes in deren Wohnungen mit nach Hause genommen wurden.

Kinderschutzexpertin Kathinka Beckmann äußert sich besorgt über die Situation, insbesondere in extremen Gefährdungslagen. Während 80% der befragten Jugendämter von einer Überlastung der Mitarbeiter im Allgemeinen Sozialen Dienst berichten, kritisierte Beckmann die Praxis, dass Mitarbeiter Kinder zu Hause aufnehmen müssen. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat sich nicht konkret zu diesen Zahlen geäußert, erkennt jedoch die Problematik an und sieht die Sicherung von Fachkräften in der Kinder- und Jugendhilfe als zentrale Herausforderung.