In Giengen, wo die BSH Hausgeräte GmbH ihren größten Logistikstandort in Europa betreibt, leitet Manuel Utz seit 2022 die Logistik des Unternehmens. Der Standort umfasst eine imposante Lagerfläche von 186.000 Quadratmetern und ist in der Lage, 630.000 Großgeräte aufzunehmen. Zurzeit sind 75% dieser Fläche für die Lagerung von Kühlschränken reserviert, die dort produziert werden. Mit über 500 Mitarbeitenden am Standort und einer Logistik, die jährlich 17.500 Container über die Schiene zu verschiedenen Seehäfen transportiert, ist die Effizienz der Abläufe entscheidend für den Erfolg. Utz, der seit 2004 Teil des Unternehmens ist, betont die saisonalen Schwankungen in der Logistik, mit einem Anstieg der Nachfrage nach Wäschetrocknern im Herbst und Kühlschränken im Sommer.
Das BSH-Lager in Giengen, das 1944 gegründet wurde und 1973 den Lager-Versand in Betrieb nahm, ist nicht nur bekannt für seine Größe, sondern auch für die Einführung neuer Technologien. Zukünftige Projekte beinhalten eine Automatisierung des Paketversands. Ein neues automatisiertes Tablar-Lager, das derzeit in Bau ist, soll bis zum zweiten Quartal 2025 in die Testphase starten. Ein besonderes Augenmerk liegt auch auf der Einführung fahrerloser Stapler, die bereits im Einsatz sind, sowie einem Pilotprojekt mit fahrerlosen E-Trucks auf dem Firmengelände.
Innovative Ansätze durch 5G-technologie
Im Rahmen des Forschungsprojekts YardManagementHDH, das vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert wird, wird der Logistik-Yard in Giengen als Testfeld für digitale Lösungen zur Automatisierung genutzt. Durch den Einsatz der 5G-Mobilfunktechnologie soll die Effizienz der Logistikprozesse verbessert werden, insbesondere angesichts des zunehmenden Personalmangels in der Branche. Täglich werden am Standort Giengen bis zu 200.000 Hausgeräte transportiert, und die Logistik steht vor Herausforderungen wie Umweltverträglichkeit und Sicherheitsstandards.
Die 5G-Technologie, die als bedeutender Fortschritt in der drahtlosen Kommunikation gilt, zeichnet sich durch höhere Geschwindigkeiten und niedrige Latenzzeiten aus. Dies ermöglicht eine Echtzeitkommunikation und verbessert die Verfolgung von Waren. Die Integration des Internet of Things (IoT) soll ebenfalls zur effizienten Lagerverwaltung und Bestandskontrolle beitragen. Diese Entwicklungen werfen jedoch auch Fragen nach den Kosten und der praktischen Umsetzung auf, da in Deutschland bereits rund 80.000 Fahrer fehlen – Tendenz steigend.
Automatisierung und Zukunftsausblick
Die BSH setzt auf innovative Automatisierungslösungen, einschließlich bereits durchgeführter Testfahrten mit autonom gesteuerten Lkw, die über Kameras und Sensoren überwacht werden. Sicherheitsfahrer sind während dieser Praxistests an Bord, um die Sicherheit zu gewährleisten. ITK Engineering arbeitet an einem Assistenzsystem zur Verbesserung der Sicherheit beim Rückwärtsfahren, während auch Sensorik-Systeme an Ladetoren installiert werden, die über das 5G-Campusnetz Daten übertragen.
Die Herausforderungen, vor denen die Logistikbranche steht, sind vielschichtig. Neben den hohen Kosten für Hochleistungsnetze und digitale Logistikprozesse müssen auch technische und regulative Vorgaben berücksichtigt werden. Doch die Vorteile, die 5G für Geschäftsführer in der Lieferkette mit sich bringt – wie die Optimierung der Routenplanung, Echtzeitinformationen über den Standort von Waren und die Nutzung autonomer Fahrzeuge – könnten letztlich die Effizienz und Produktivität in der Logistik deutlich steigern.
Landrat Peter Polta sieht in den Entwicklungen eine Chance für den Landkreis Heidenheim. Der Fokus auf innovative Lösungen zeigt, dass die BSH nicht nur ihre Logistikprozesse optimieren, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Digitalisierung der Branche leisten möchte. Die Erkenntnisse aus den Projekten in Giengen könnten weitreichende Folgen für die gesamte Logistikbranche haben und neue Geschäftsmodelle fördern.