Am 10. Februar 2025 wurde das Team „FORMeat“ um Dr. Rahman Omidinia am Institut für Angewandte Medizintechnik mit dem renommierten Innovation Award der RWTH Aachen ausgezeichnet. Diese Ehrung stellt einen bedeutenden Schritt in der Entwicklung von kultiviertem Fleisch dar, das als nachhaltige Alternative zur herkömmlichen Fleischproduktion immer mehr in den Fokus rückt. Das Team hat ein patentiertes Verfahren entwickelt, das die Faserspinntechnologie nutzt, um aus tierischen Stammzellen fadenartige Strukturen zu erzeugen, die das Muskelgewebe nachahmen. Dieses Verfahren verspricht eine skalierbare und kosteneffiziente Produktion von verschiedenen Fleischsorten, darunter Huhn, Fisch und Rind, was die Realisierung von realistischen Texturen erleichtert.
Der Zugang zu kultiviertem Fleisch wird durch Herausforderungen wie hohe Kosten und Skalierungsprobleme erschwert. Der aktuelle Preis für kultiviertes Fleisch liegt bei etwa 1.700 Euro pro Kilogramm, ein deutlicher Rückgang zum ersten kultivierten Hamburger, der 2013 vorgestellt wurde und damals 250.000 Euro kostete. Prof. Dr. Mark Post, ein Pionier auf diesem Gebiet, arbeitet daran, die Produktionskosten weiterhin zu senken, indem er teure pharmazeutische Inhaltsstoffe durch günstigere Alternativen ersetzt. Auf dem Ernährungskongress des Lebensmittelverbands Deutschland betonte Post die Notwendigkeit biotechnologischer Innovationen, um die Produktion nachhaltiger zu gestalten.
Nachhaltige Fleischproduktion der Zukunft
Die Umweltauswirkungen der traditionellen Fleischproduktion sind beträchtlich. Hohe Treibhausgasemissionen und der intensive Ressourcenverbrauch verursachen Bedenken hinsichtlich der Nachhaltigkeit. Kultiviertes Fleisch könnte hier eine alternative Lösung darstellen. Studien zeigen, dass dieses Fleisch die Umweltbelastung reduzieren könnte, da es aus tierischen Zellen ohne die Schlachtung eines Tieres hergestellt wird. Die Herstellung beginnt mit der Entnahme von Muskel- oder Fettzellen, die dann in einer Nährlösung mit Wachstumsfaktoren vermehrt werden. Bioreaktoren schaffen ideale Bedingungen für das Zellwachstum und versprechen so eine umweltfreundliche Produktionsweise.
Dennoch sind Herausforderungen zu bewältigen, insbesondere die Übertragung von Laborbedingungen in die industrielle Massenproduktion. Der Markteintritt von kultiviertem Fleisch könnte weitreichende ökonomische und soziale Auswirkungen haben. Es besteht die Möglichkeit, die Nachfrage nach tierischen Proteinen in einer wachsenden Weltbevölkerung zu decken und damit die Landwirtschaft nachhaltig umzugestalten. In diesem Zusammenhang könnten auch Landwirte Teil der Produktionskette für kultiviertes Fleisch werden, was neue Einkommensquellen eröffnet.
Akzeptanz und Weiterentwicklung
Die gesellschaftliche Akzeptanz von kultiviertem Fleisch ist ein weiterer entscheidender Faktor für seinen Erfolg. Verbraucher haben unterschiedliche Meinungen zu dieser Technologie. Während viele die tierleidfreie Produktion unterstützen, gibt es auch Bedenken hinsichtlich kultureller und ethischer Aspekte. Die Einführung von kultiviertem Fleisch stößt auf gemischte Reaktionen, und eine klare Kommunikation über Sicherheits- und Gesundheitsaspekte ist essenziell, um die Akzeptanz zu fördern.
Die Weiterentwicklung und Akzeptanz von zellkultiviertem Fleisch hängt maßgeblich von technologischen Fortschritten und der Überwindung ökologischer, ökonomischer und sozialer Hürden ab. Die RWTH Aachen hat mit der Auszeichnung des Teams „FORMeat“ einen wichtigen Impuls gegeben, der dazu beitragen könnte, die innovative Entwicklung in diesem Sektor voranzutreiben. Die nächsten Jahre werden entscheiden, ob kultiviertes Fleisch einen festeren Platz in der Ernährung der Verbraucher finden kann.
Für weitere Informationen über die innovative Technologie hinter kultiviertem Fleisch und die aktuellen Entwicklungen in diesem Bereich finden Sie hier: RWTH Aachen, Lebensmittelmagazin und Zukunftsernaehrung.