Das Amtsgericht Königs Wusterhausen verzeichnet einen besorgniserregenden Anstieg an Klagen von Flugpassagieren gegen Airlines. Im Jahr 2024 gingen dort knapp 15.500 Klagen ein, was einem signifikanten Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren entspricht. Diese Verfahren machen etwa 90% aller Zivilklagen an diesem Gericht aus, das somit zu den besonders stark belasteten Gerichten in Deutschland gehört. Im gesamten Jahr 2024 registrierte die Justiz bundesweit rund 131.000 Klagen von Fluggästen, ein Plus von etwa 6.000 Fällen im Vergleich zum Vorjahr. Die Hauptgründe für diese Klagen sind Forderungen nach Entschädigungen aufgrund ausgefallener oder verspäteter Flüge, wie Merkur berichtet.

Besonders betroffen sind die Gerichte in der Nähe großer deutscher Flughäfen. So meldete das Amtsgericht Köln 2024 sogar 41.300 Verfahren, gefolgt von Frankfurt/Main mit rund 16.000 Fällen. Am Amtsgericht Nürtingen, das für den Flughafen Stuttgart zuständig ist, wurden 3.881 Klagen verzeichnet, während das Amtsgericht Bühl (Karlsruhe/Baden-Baden) insgesamt 1.584 Klagen registrierte. Der Anstieg der Klagen wird häufig mit der erhöhten Reiselust nach der Corona-Pandemie in Verbindung gebracht, wie auch Welt feststellt.

Künstliche Intelligenz zur Entlastung der Justiz

Die Justiz hat auf diese Flut an Klagen reagiert und verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Verfahren effizienter zu gestalten. Unter anderem werden an größeren Amtsgerichten spezielle KI-Assistenzprogramme getestet. In Brandenburg wird das Projekt „KAI“ am Amtsgericht Königs Wusterhausen erprobt, und der geplante Testlauf soll im ersten Quartal 2025 starten. Solche Technologien sollen dabei helfen, „Fließbandklagen“ besser zu managen und die Bearbeitungszeit der Verfahren zu verkürzen, wie Beck berichtet.

Insgesamt hat der Deutsche Richterbund die Zunahme der Klagen als besorgniserregend bezeichnet und sieht in der Verbreitung von Portalen zur Durchsetzung von Ansprüchen einen wesentlichen Faktor für den Anstieg der Verfahren. Diese Portale ermöglichen es Passagieren, ihre Ansprüche einfacher geltend zu machen, was zu einer Welle von neuen Klagen geführt hat. Dies hat auch die Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (SÖP) bemerkt, die im vergangenen Jahr fast 39.800 Beschwerden verzeichnete, wobei 84% davon Flugreisen betrafen.

Ausblick und zukünftige Herausforderungen

Mit dem anhaltenden Trend zu mehr Reisen könnte die Anzahl der Klagen auch in den kommenden Jahren weiter steigen. Das Bundesgeschäftsführer des Deutschen Richterbundes, Sven Rebehn, hat bereits auf die Notwendigkeit hingewiesen, die Justiz besser auszustatten und die Digitalisierung voranzutreiben. Ohne signifikante Investitionen in die Justiz wird die Bewältigung der um sich greifenden „Fluggastverfahren“ eine herausfordernde Aufgabe bleiben.