Die Universität Kassel vermeldet einen neuen Rekord bei den Drittmittelerträgen. Im Jahr 2023 generierte die Hochschule insgesamt 79,4 Millionen Euro aus Drittmitteln, was einem Anstieg von circa 28 Prozent im Vergleich zu 2019 entspricht, als die Einnahmen noch bei 64,4 Millionen Euro lagen. Diese Gelder sind entscheidend, da sie neben den regulären Haushaltsmitteln die finanzielle Grundlage für Forschungsprojekte bilden. Die erheblichen Drittmittelerträge stammen überwiegend von öffentlichen Institutionen, darunter die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Bundesministerien sowie Unternehmen und Stiftungen. Laut der Universität Kassel beliefen sich die Forschungsgelder im engeren Sinne auf 74,2 Millionen Euro, was im Vergleich zum Vorjahr (71,1 Millionen Euro) einen leichten Anstieg darstellt. Zudem ist der Bund mit rund 34,6 Millionen Euro der größte Geldgeber.

Die DFG trägt in erheblichem Maße zu diesen Einnahmen bei, wie die Daten von foerderatlas.dfg.de zeigen. Im Jahr 2022 war der Bund erstmals als größter Drittmittelgeber aufgetreten, während der Anteil der DFG an den Drittmitteleinnahmen im selben Jahr auf 30,3 Prozent sank. Dieser Trend ist im Kontext eines sich rasch verändernden Finanzierungssystems der Hochschulen zu sehen, wo die Abhängigkeit von Drittmitteln zunehmend besorgniserregend ist. Professorin Dr. Katja Becker, Präsidentin der DFG, äußerte Bedenken über diese Entwicklung, die in ihrem jüngsten Bericht an die Öffentlichkeit diskutiert wurden.

Fachbereiche und Projekte

Besonders hervorzuheben ist der Fachbereich Maschinenbau an der Universität Kassel, der mit 14,5 Millionen Euro den höchsten Anteil an Drittmitteln verzeichnet. Auf den weiteren Plätzen folgen ökologische Agrarwissenschaften mit 13,7 Millionen Euro und Elektrotechnik sowie Informatik mit 10,5 Millionen Euro. Die DFG-Finanzierung für 2024 umfasst zudem das größte Einzelprojekt, den Sonderforschungsbereich ELCH, welcher mit 2,7 Millionen Euro gefördert wird. Diese Zahlen spiegeln eine anhaltende Dynamik in der Forschung und Entwicklung wider, die auch auf die stärkere Einbindung von Unternehmen und anderen Geldgebern zurückzuführen ist.

Das neue Finanzierungsmodell ist nicht ohne Herausforderungen. In den Jahren 2003 bis 2005 war der Anteil der Drittmittel der Hochschulen von 26,7 Prozent auf 28,1 Prozent gestiegen, jedoch fiel dieser Anteil bis 2022 auf 14,7 Prozent aus der Wirtschaft. Solche Rückgänge werfen Fragen zur langfristigen Stabilität der Forschung auf. In diesem Kontext belegen aktuelle Zahlen von forschung-und-lehre.de, dass die staatlichen Grundmittel seit 2019 um rund 13 Prozent auf knapp 27 Milliarden Euro steigen konnten, während die Drittmittel um 19 Prozent auf mehr als 10 Milliarden Euro erhöht wurden.

Fazit

Die Entwicklungen an der Universität Kassel stehen exemplarisch für die Herausforderungen und Chancen im deutschen Hochschulsystem. Während die steigenden Drittmittelerträge den Innovationsstandort Deutschland stärken können, weist die wachsende Abhängigkeit von externen Mitteln auch auf die Notwendigkeit hin, solide Grundlagenfinanzierungen zu fördern. Ein balance zwischen der Sicherstellung einer fließenden Finanzierung durch Dritte und der Sicherstellung finanzieller Selbstständigkeit ist in den kommenden Jahren entscheidend für die weitere Entwicklung der Hochschulforschung.