In Nordrhein-Westfalen (NRW) nehmen in diesem Jahr über 1400 Schulen an der Juniorwahl teil, einer Simulation der Bundestagswahl. Dies entspricht einem Rekord von knapp 51 Prozent der weiterführenden Schulen im Bundesland. Landtagspräsident André Kuper berichtet, dass Tausende Schülerinnen und Schüler in den kommenden Tagen an Wahlurnen in ihren Schulen ihre Stimme abgeben werden. Diese Initiative wird finanziell vom Landtag unterstützt und erfreut sich einer stetig wachsenden Beliebtheit. Die Juniorwahl wird seit 1999 zu unterschiedlichen Wahlen, darunter Landtags- und Europawahlen, angeboten und hat sich als eines der größten Schulprojekte in Deutschland etabliert.
Die Juniorwahl findet parallel zur echten Bundestagswahl am 23. Februar 2025 statt. Diese Simulation soll Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit bieten, um Erfahrungen mit demokratischen Wahlen zu sammeln. Dabei beschäftigen sich die teilnehmenden Klassen intensiv mit Themen wie Demokratie, Bundespolitik und dem Wählen selbst. Die Schulen organisieren die Wahl eigenständig nach einer entsprechenden Unterrichtsvorbereitung. Die Ergebnisse der Juniorwahl werden ebenfalls am 23. Februar veröffentlicht, nach Schließung der Wahllokale.
Bedeutung der Juniorwahl in der Bildung
Als ein wichtiger Bestandteil der Demokratiepädagogik wird die Juniorwahl in NRW allen Schulformen ab Klassenstufe 7 angeboten. Über 1150 Schulen nahmen bereits an der Europawahl im Mai 2024 teil. Der Erfolg solcher Initiativen zeigt, wie wichtig die politische Bildung in der Schule ist. Ziel ist es, durch praktische Erfahrungen im Wahlprozess das Verständnis für die demokratischen Strukturen und die Bedeutung der Mitbestimmung zu fördern.
Das Projekt wird von Kumulus e.V. in Zusammenarbeit mit dem Landtag Nordrhein-Westfalen organisiert. Die teilnehmenden Schulen erhalten kostenlose Unterrichtsmaterialien, Wahlunterlagen und Vorbereitungskurse für Lehrkräfte. In den kommenden Tagen werden sie zudem mit weiteren Informationen per Post versorgt. Schulen, die interessiert sind, können sich direkt an Kumulus e.V. wenden, um am Projekt teilzunehmen.
Demokratiedefizite und pädagogische Ansätze
Die Juniorwahl repräsentiert die moderne Ausprägung der politischen Bildung, die seit den 1970er-Jahren kontinuierlich weiterentwickelt wird. Kritische Stimmen in den vergangenen Jahrzehnten bemängelten häufig die Zensurengebung, fehlende Chancengerechtigkeit im dreigliedrigen Schulsystem und diskriminierende Begabungstheorien. Diese Kritik führte zur Gründung neuer Schulformen, wie der Gesamtschule, die als „demokratische Leistungsschule“ in SPD-regierten Bundesländern konzipiert wurde.
Willy Brandt forderte bereits die Etablierung von „mehr Demokratie“ in Schulen. Doch die tatsächliche Schülermitbestimmung stellte sich oft als bürokratischer Leerlauf ohne substanzielle Entscheidungsrechte heraus. Seit den 1980er-Jahren gewann die Demokratiepädagogik an Bedeutung, und zahlreiche Projekte, wie der Wettbewerb „Demokratisch Handeln“, wurden initiiert, um Schulen und Projektgruppen zu inspirieren, demokratische Werte zu stärken und zu vertiefen. Die Entwicklung ist jedoch noch lange nicht abgeschlossen, wie die Diskussion um Empfehlungen der Kultusministerkonferenz zur Stärkung der Demokratieerziehung zeigt.
Insgesamt lässt sich sagen, dass die Juniorwahl nicht nur eine Möglichkeit für Schüler darstellt, das Wählen zu simulieren, sondern auch einen wichtigen Schritt in Richtung einer umfassenden Demokratiebildung in Schulen ist. Durch solche Initiativen wird der Grundstein für mündige, engagierte Bürger gelegt, die in der Lage sind, an der demokratischen Weiterentwicklung unserer Gesellschaft aktiv teilzuhaben.
Für weitere Informationen zur Juniorwahl und deren Durchführung können Sie dewezet.de, schulministerium.nrw und deutsches-schulportal.de besuchen.