Eine aktuelle Studie von Oxfam und dem Netzwerk Steuergerechtigkeit legt die ungleiche Vermögensverteilung in Deutschland offen, die vor allem Männer begünstigt. So besitzen mehr als zwei Drittel des Milliardenvermögens in Deutschland männliche Erben, während lediglich 29 Prozent des gesamten Vermögens in weiblichen Händen liegen. Diese erschreckenden Zahlen verdeutlichen, dass Frauen im Vergleich zu Männern nicht nur geringere Einkommen, sondern auch weniger Vermögen und selten größere Erbschaften erhalten. Dies führt zu einer Markierung der Vermögensverteilung, die mit zunehmendem Reichtum immer ungleicher wird. Wie Oxfam in ihrer Studie feststellt, wurden Männer bei der Weitergabe von Vermögen auf jüngere Generationen in etwa zehn Prozent der Fälle bevorzugt. Bemerkenswert ist, dass keine Frau einen höheren Unternehmensanteil als ein männlicher Nachkomme erhalten hat.
Die Studie erhebt zum ersten Mal in dieser Form die Verteilung von Milliardenvermögen zwischen den Geschlechtern und analysiert dabei 249 Einzelpersonen und Großfamilien mit mehr als einer Milliarde Euro Vermögen, die im „Manager Magazin“ aufgelistet sind. Daten über Eigentumsverhältnisse stammen aus Registerdaten und Geschäftsberichten, und familiäre Verhältnisse sowie Eigentümerwechsel wurden ebenfalls berücksichtigt. Frauen verfügen über etwa 43 Prozent des gesamten Nettovermögens in Deutschland, gegenüber den dominierenden 57 Prozent, die Männer in Besitz haben. Dies wirft Fragen bezüglich der Gerechtigkeit und der Chancengleichheit auf.
Forderungen von Oxfam
Die Organisation Oxfam fordert in Anbetracht dieser Ungleichheiten die Einführung einer mindestens zweiprozentigen Milliardärsteuer sowie die Abschaffung von Ausnahmen, die große Vermögen bei der Erbschaftsteuer begünstigen. Dies wird angesichts der zunehmenden Vermögenskonzentration als notwendig erachtet, worden. Der Einfluss der Reichen auf die Steuerpolitik hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen, was als gefährlich für die Demokratie bezeichnet wird.
Zusätzlich schildert Oxfam eine alarmierende weltweite Entwicklung: Die reichsten Menschen der Welt werden immer reicher. Im Jahr 2024 kamen 204 neue Milliardäre hinzu, sodass deren Gesamtzahl nun bei 2.769 liegt. Ihr Vermögen stieg von 13 Billionen US-Dollar auf 15 Billionen US-Dollar innerhalb eines Jahres. In Deutschland gibt es derzeit 130 Milliardäre, deren Gesamtvermögen um 26,8 Milliarden US-Dollar auf 625,4 Milliarden US-Dollar angewachsen ist. Auch hier sind 71 Prozent des Vermögens aus Erbschaften erworben worden, während der weltweite Durchschnitt bei 36 Prozent liegt. Diese disparaten Entwicklungen zeigen die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, die heute schon 733 Millionen Menschen in den Hunger treibt.
Vermögensungleichheit in Deutschland
Ein umfassenderer Blick auf die Vermögensverteilung in Deutschland zeigt, dass der Gini-Koeffizient für 2021 bei 0,73 lag, was auf eine hohe Vermögensungleichheit hindeutet. Diese ist mehr als doppelt so hoch im Vergleich zur Verteilung der verfügbaren Haushaltseinkommen. Der Gini-Koeffizient ist ein Standardmaß zur Messung von Vermögensungleichheit, wo 0 für vollkommene Gleichverteilung und 1 für vollkommene Ungleichverteilung steht. Im Jahr 2021 besaßen die reichsten 10 Prozent der Haushalte nahezu das siebenfache Nettovermögen der Haushalte in der Mitte der Vermögensverteilung. Dies verdeutlicht die voranschreitende Ungleichheit und die Notwendigkeit, gegen diese soziale Spaltung vorzugehen.
Der Zusammenbruch der sozialen Gerechtigkeit und die anhaltende Benachteiligung von Frauen durch die bestehenden Wirtschaftsstrukturen sind nicht nur moralisch fragwürdig, sondern auch eine Herausforderung für die ganze Gesellschaft. Als Reaktion auf die drängenden Probleme fordert Oxfam eine Reform der Vermögens- und Steuerpolitik, denn die Fortdauer der gegenwärtigen Verhältnisse birgt Risiken für die Stabilität demokratischer Strukturen und das gesellschaftliche Miteinander.