Vorfall | Vandalismus, Körperverletzung, Mord/Totschlag |
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Ort | Hannover, Mecklenburg, Vorpommern, Rostock, Hamburg, Kiel |
Verletzte | 64 |
Festnahmen | 879 |
Ursache | Attentat auf Ernst vom Rath |
Am 9. November 1938 brach in Deutschland ein beispielloser Terror gegen die jüdische Bevölkerung aus, der als Reichspogromnacht in die Geschichte einging. Ausgelöst durch das Attentat auf den NS-Diplomaten Ernst vom Rath, das von dem 17-jährigen polnischen Juden Herschel Grynszpan verübt wurde, riefen die Nationalsozialisten zur Zerstörung jüdischer Geschäfte und Synagogen auf. Dies war der Beginn einer systematischen Verfolgung, die in den Holocaust mündete. Laut einem Bericht von der NDR wurde die Pogromnacht als offizielles Signal für den größten Völkermord in Europa betrachtet.
In dieser Nacht brannten in ganz Deutschland über 1.400 Synagogen, während mehr als 7.000 Geschäfte jüdischer Einzelhändler verwüstet wurden. Die brutalen Übergriffe führten zu einer Welle der Angst und Verzweiflung unter den jüdischen Bürgern. In Hannover beispielsweise wurden 94 Geschäfte und 27 Wohnungen demoliert, während die Feuerwehr erst eingreifen durfte, als die Flammen drohten, auf benachbarte Gebäude überzugreifen. SS-Obergruppenführer Friedrich Jeckeln gab den Befehl zur Zerstörung, und etwa 500 SS-Männer wurden ausgesandt, um die jüdischen Einrichtungen anzugreifen.
Das Grauen der Pogromnacht
Die Ereignisse in der Nacht waren geprägt von Gewalt und Zerstörung. In Mecklenburg und Vorpommern wurden Synagogen in Flammen gesetzt, während die Feuerwehr lediglich den Auftrag hatte, benachbarte Gebäude zu schützen. In Rostock etwa brannte die Synagoge in der Augustenstraße vollständig aus, während die Feuerwehr untätig zusah. Zeugen berichteten von der Schockstarre der Bevölkerung, die oft nur zusah, während die Menschenrechte mit Füßen getreten wurden, wie die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg dokumentiert.
In Hamburg kam es zu ähnlichen Szenen. Hier wurde die Bornplatz-Synagoge niedergebrannt, und die SA-Männer zertrümmerten Fensterscheiben in der Stadt. Die brutalen Übergriffe setzten sich am 10. November fort, als die Nationalsozialisten die Neue Dammtor-Synagoge zerstörten und ein Feuer auf dem jüdischen Friedhof in Harburg legten. Die Zerstörung war nicht nur physisch, sondern auch psychologisch verheerend für die jüdische Gemeinschaft.
Die Folgen des Pogroms
Insgesamt starben während der Pogromnacht mehr als 1.300 Menschen, und rund 30.000 Juden wurden verhaftet oder in Konzentrationslager verschleppt. Die Reichspogromnacht markierte den Übergang von der Diskriminierung zur systematischen Verfolgung der jüdischen Bevölkerung. Die brutalen Ausschreitungen wurden von der NS-Regierung als „spontaner Volkszorn“ dargestellt, während in Wirklichkeit ein gut geplanter und koordinierter Angriff auf die jüdische Gemeinschaft stattfand.
Die Pogromnacht war nicht nur ein Wendepunkt in der deutschen Geschichte, sondern auch ein erschreckendes Beispiel für die Macht des Antisemitismus, die in der Gesellschaft verwurzelt war. Die Taten wurden von vielen in der Zivilbevölkerung stillschweigend hingenommen oder sogar bejubelt. Diese Nacht ist ein Mahnmal für die Grausamkeiten, die aus Hass und Vorurteilen entstehen können und erinnert uns an die Notwendigkeit, für Menschenrechte und Gerechtigkeit einzutreten.