In Berlin hat sich ein bemerkenswerter Zusammenschluss gebildet, der die Sichtbarkeit und Akzeptanz queerer Menschen in der Verwaltung fördern möchte. Das Regenbogennetzwerk wurde vor einem Jahr ins Leben gerufen und vereint mittlerweile rund 250 Mitglieder aus verschiedenen Bereichen der Berliner Verwaltung. Ziel ist es, ein unterstützendes Umfeld zu schaffen, in dem queere Lebensrealitäten sichtbar gemacht und die Anliegen der Mitglieder vertreten werden. Jenny Bluhm, eine der Sprecherinnen, betont die Wichtigkeit des Netzwerks für den Austausch und die Sensibilisierung innerhalb der Verwaltung.
Das Netzwerk entstand im Rahmen der Initiative „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt“ und hat sich schnell strukturiert. Es wurden Arbeitsgruppen zu Themen wie Kommunikation und Veranstaltungen gebildet. Ein Highlight war die Teilnahme am Christopher Street Day (CSD), wo das Netzwerk mit einem eigenen Wagen präsent war. „Es geht um Sichtbarkeit und Empowerment“, erklärt Bluhm. „Wir wollen, dass queere Menschen sich am Arbeitsplatz wohlfühlen und offen über ihre Identität sprechen können.“ Doch das ist oft leichter gesagt als getan. Viele Mitarbeitende haben Angst vor Diskriminierung und Benachteiligung, was eine offene Kommunikation über ihre Identität erschwert.
Herausforderungen im Arbeitsalltag
Die Herausforderungen für queere Menschen in der Verwaltung sind vielfältig. Ob in der Mittagspause über das Wochenende mit dem Partner zu sprechen oder sich einfach nur als queer zu outen – viele empfinden dies als riskant. „Es ist nicht selbstverständlich, offen mit der eigenen Identität am Arbeitsplatz umzugehen“, so Bluhm. Diese Realität wird durch die Tatsache verstärkt, dass es in vielen Behörden keine klaren Richtlinien gibt, die den Umgang mit Transgender-Mitarbeitenden regeln. Das Netzwerk fordert daher eine Transitionsrichtlinie, die den Umgang mit Geschlechtsänderungen und Namensänderungen klar definiert.
Ein weiteres Anliegen des Regenbogennetzwerks ist die Verwendung geschlechtergerechter Sprache und die Schaffung verbindlicher Regeln zur Ansprache von Mitarbeitenden. „Wir möchten, dass jeder die Möglichkeit hat, sich so zu präsentieren, wie er oder sie sich fühlt“, erklärt Bluhm. Diese Forderungen sind nicht nur für die queere Community wichtig, sondern tragen auch dazu bei, das Arbeitsumfeld für alle Mitarbeitenden zu verbessern.
Ein Blick in die Zukunft
Die Zukunft des Netzwerks sieht vielversprechend aus. „Wir haben große Pläne, aber vieles läuft ehrenamtlich“, sagt Bluhm. Die monatlichen Stammtische sind ein zentraler Bestandteil des Netzwerks, bei denen sich Mitglieder in lockerer Atmosphäre austauschen können. „Es ist wichtig, dass wir uns gegenseitig unterstützen und unsere Erfahrungen teilen“, fügt sie hinzu. Doch trotz des Engagements gibt es noch viel zu tun. Die Sensibilisierung für queere Themen in der Verwaltung muss weiter vorangetrieben werden, und es sind noch nicht in allen Bezirken queerbeauftragte Personen vorhanden, was die Sichtbarkeit und Unterstützung für queere Mitarbeitende einschränkt.
Wie Tagesspiegel berichtet, gab es in diesem Jahr auch die „Pride Office Days“, an denen die Mitarbeitenden über queere Themen informiert und sensibilisiert wurden. Diese Aktionstage sollen dazu beitragen, Ängste abzubauen und einen offenen Dialog zu fördern. „Queerness gehört ins Arbeitsleben, wie alle anderen Lebensrealitäten auch“, so Bluhm abschließend.
Das Regenbogennetzwerk hat sich als wichtiger Akteur in der Berliner Verwaltung etabliert und setzt sich dafür ein, dass queere Menschen nicht nur akzeptiert, sondern auch aktiv unterstützt werden. Die Herausforderungen sind groß, doch der Wille zur Veränderung ist stark. Es bleibt zu hoffen, dass die Forderungen des Netzwerks Gehör finden und die Arbeitswelt für alle Mitarbeitenden gerechter und inklusiver wird.
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