Am 7. Februar 2025 begann vor dem Landgericht Hildesheim der Prozess gegen einen 35-jährigen Bewohner einer Flüchtlingsunterkunft, der beschuldigt wird, den 61-jährigen Betreiber der Einrichtung im vergangenen September in Sarstedt erstochen zu haben. Der Angeklagte schwieg während der Verhandlung, und sein Verteidiger kündigte an, am nächsten Verhandlungstag eine Erklärung abzugeben. Der Vorwurf sieht vor, dass der Angeklagte das Opfer zunächst schubste und ihm dann ein Küchenmesser mit einer neun Zentimeter langen Klinge in die Brust stach. Der Betreiber verstarb am Tatort, der sich im Außenbereich eines umfunktionierten Hotels befand.
Der Rechtsanwalt Matthias Waldraff vertritt die Familie des Opfers, die in ihrer Erklärung die Lebensleistung des in Kabul geborenen und seit etwa 40 Jahren in Deutschland lebenden Mannes hervorhob. Der Verstorbene war nicht nur ein erfolgreicher Unternehmer, sondern auch Vater von sechs Kindern. Die Angehörigen betonten, dass sie den Prozess nicht politisch instrumentalisieren möchten, obwohl der Vorfall in einem sensiblen Kontext stattfindet.
Kontext von Gewalt gegen Geflüchtete
Der Fall ist nicht isoliert und fügt sich in ein beunruhigendes Muster von flüchtlingsfeindlichen Gewalttaten in Deutschland ein. Laut Berichten sind solche Übergriffe, einschließlich physischer und psychischer Angriffe, häufig das Ergebnis von rassistischen und rechtsextremen Einstellungen, wie die Bundeszentrale für politische Bildung feststellt. Diese Art von Gewalt ist eine Form der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit und stigmatisiert Geflüchtete als „anders“ oder „fremd“.
In den ersten neun Monaten des Jahres 2023 registrierte die Polizei 1.403 Straftaten gegen Geflüchtete in Deutschland, wobei die meisten dieser Taten politisch rechts motiviert waren. Die Zahl der politisch motivierten Angriffe auf Asylsuchende hat sich in den letzten Jahren nicht stabilisiert, sondern erlebte laut n-tv eine besorgniserregende Zunahme. Ein wichtiger Faktor in diesem Kontext ist die politische Unterstützung flüchtlingsfeindlicher Einstellungen, die eine Atmosphäre schafft, die Gewalt gegen Geflüchtete begünstigt.
Zusammenfassend ist der Prozess gegen den Betreiber einer Flüchtlingsunterkunft ein tragisches Beispiel für die Spannungen, die in der Gesellschaft bestehen, und verdeutlicht die Herausforderungen, denen geleitete Einrichtungen und geflüchtete Menschen in Deutschland gegenüberstehen.