Am Görlitzer Marienplatz gerät ein gewalttätiger Vorfall in die Schlagzeilen, der bereits vor zwei Jahren stattfand. Sechs Jugendliche und junge Erwachsene stehen wegen des Angriffs auf drei Personen vor dem Amtsgericht Görlitz. Unter den Angeklagten befindet sich auch der 18-jährige Finley P., der als Anführer der „Elblandrevolte“ gilt, einer rechtsextremen Gruppierung, die zur Dresdner Ortsgruppe der „Jungen Nationalisten“ gehört. Die Medienberichterstattung ist stark auf ihn fokussiert, da er seit Silvester in Untersuchungshaft sitzt.
Finley P. wurde im Zusammenhang mit dieser Auseinandersetzung, die am 14. Januar 2023 stattfand, angeklagt. Berichten zufolge befanden sich zur Tatzeit auch René B. (44), Dirk W. (39) und Peggy R. am Marienplatz. Zeugen stiften hier Verwirrung: Während einige die Männer als freundlich charakterisieren, berichten andere von Provokationen. Unbestreitbar ist jedoch, dass zwei der Männer von der Gruppe angegriffen, zu Boden gezerrt und brutal getreten sowie geschlagen wurden. Später kam es am angrenzenden Demianiplatz zu einem weiteren Übergriff, bei dem Kevin F. (29) involviert wurde.
Die Hintergründe des Vorfalls
Die Ermittlungen ergaben, dass die Angreifer fälschlicherweise behaupteten, Dirk W. hätte Finley P.s Vater beleidigt. In der daraufhin folgenden Gewaltaktion erlitt Dirk W. schwerwiegende Verletzungen, darunter eine Fraktur des Unterschenkelkopfs, während René B. ebenfalls erhebliche Verletzungen davontrug. Trotz dieser Verletzungen verweigerte er eine medizinische Untersuchung. Von den Angeklagten gestanden bis auf einen alle die Tat, und Finley P. entschuldigte sich in der Verhandlung für sein Verhalten.
Da Finley P. zur Tatzeit erst 16 Jahre alt war, drohen ihm keine hohen Strafen, sondern erzieherische Maßnahmen. Denkbar wären beispielsweise gemeinnützige Arbeitsstunden. Diese kann er jedoch aufgrund seiner Untersuchungshaft momentan nicht ableisten. Erfreulich für ihn ist die positive Würdigung der Jugendgerichtshilfe, die feststellte, dass er mittlerweile einen größeren Freundeskreis in Dresden aufgebaut hat, auch wenn Berichte des Landesamtes für Verfassungsschutz über diesen Freundeskreis nicht einflossen.
Rechtsextremismus im Fokus
Finley P. ist nicht nur eine Einzelperson; er repräsentiert ein beängstigendes Phänomen, das in Deutschland immer mehr in den Vordergrund rückt. Laut dem Bundesamt für Verfassungsschutz gibt es gegenwärtig etwa 14.500 gewaltorientierte Rechtsextremisten, was einen alarmierenden Anstieg darstellt. Diese Gruppe trägt zu einem besorgniserregenden Anstieg rechtsextremistischer Delikte bei, die im Jahr 2023 einen Höchststand mit 25.660 Verbrechen erreichten. Gewalttaten mit einem rechtsextremistischen Hintergrund stiegen ebenfalls auf 1.148.
Der Fall von Finley P. und den andere Angeklagten wirft eine wichtige Frage auf: Wie kann die Gesellschaft auf solch extreme Gewalt und die dahinterstehenden Ideologien reagieren? In Zeiten, in denen die Themen Migration und Asyl wieder stärker in die öffentliche Diskussion geraten, bemerken Beobachter einen Anstieg der Instrumentalisierung von Krisen durch rechtsextremistische Akteure.
Der Prozess gegen Finley P. und seine Mitangeklagten wird fortgesetzt. Weiterführende Informationen über den Verlauf dieser Verhandlung sind zu erwarten, da die Öffentlichkeit mit Spannung auf die Entscheidungen der Justiz blickt.