Am Landgericht Ingolstadt hat ein spektakulärer Prozess begonnen, der den Diebstahl eines über 2.100 Jahre alten Goldschatzes behandelt. Der Goldschatz, der im Kelten Römer Museum in Manching aufbewahrt wurde, gilt als der größte keltische Goldfund des 20. Jahrhunderts und umfasst unter anderem etwa 500 historische Münzen und ein Goldklumpen. Die Täter, vier Männer im Alter von 43 bis 52 Jahren aus Mecklenburg-Vorpommern und Berlin, sind angeklagt, im November 2022 bei einem Einbruch fast 500 Münzen gestohlen zu haben. Der gesamte Goldschatz hat einen geschätzten Handelswert von über 1,5 Millionen Euro. Doch der Großteil der Beute bleibt bis heute verschwunden, was in der Region Besorgnis auslöst.
Der Diebstahl ereignete sich in der Nacht zum 22. November 2022. Die Täter schnitten die Telefon- und Internetverbindungen des Museums durch, was einen totalen Ausfall der Alarmanlage zur Folge hatte, und stahlen innerhalb weniger Minuten die wertvollen Stücke. Während zwei der Täter Wache hielten, drangen die anderen ins Museum ein und brachen mehrere Türen auf. Der gesamte Einbruch dauerte weniger als neun Minuten. Sicherheitsexperten kritisierten vehement die unzureichende Sicherheitstechnik des Museums, da keine der 15 Kameras aufnahm und die Alarmanlage aufgrund der technischen Mängel versagte. Erst Stunden nach dem Einbruch, bei der Öffnung des Museums, wurde der Diebstahl bemerkt.
Prozessverlauf und Anklage
Der Prozess wird in insgesamt etwa 30 Verhandlungstagen bis in den Juni 2024 hinein geführt. Zu Beginn äußerten sich die Verteidiger der Angeklagten, dass diese vorläufig keine Stellung zu den Vorwürfen nehmen werden. Neben dem Diebstahl im Museum werden den Verdächtigen auch rund 30 weitere Einbrüche in Deutschland und Österreich vorgeworfen. Besonders bedenklich ist die Tatsache, dass die Angeklagten Teil einer seit Jahren aktiven Einbrecherbande sind, die auch andere Museen ausgespäht hat.
Die Ermittler fanden DNA-Spuren am Tatort, die die Spurensuche vorantrieben. Zudem wurde bei einem der Angeklagten bei seiner Festnahme eine nicht erlaubte halbautomatische Waffe sichergestellt. Ein 42-jähriger Mann aus Schwerin wird zudem mit einem ähnlichen Einbruch in Nordrhein-Westfalen in Verbindung gebracht. Besonders tragisch für die Ermittler ist der Verdacht, dass die bislang verschwundenen Münzen möglicherweise bereits eingeschmolzen wurden.
Die Staatsanwaltschaft hat eine Sonderkommission mit 25 Beamten gegründet, um die Umstände des Einbruchs aufzuklären. Bürgermeister Herbert Nerb äußerte in einem Gespräch die Hoffnung, dass die verbliebenen 400 Münzen aufgefunden werden können.
Hintergründe und Motivation der Täter
Die Diebe, die bei ihrem Einbruch schwarze Ganzkörperanzüge und Sturmhauben trugen, hatten offenbar eine gut geplante Taktik. Um die Mobilfunkverbindungen zu stören, platzierten sie einen Störsender am Museum. Die Ermittler jedoch konnten keine Verbindung zu dem bekannten Remmo-Clan finden, der für zahlreiche andere hochkarätige Einbrüche verantwortlich gemacht wird. Hinweise aus der Tatnacht weisen darauf hin, dass die Täter systematisch vorgegangen sind und auch schnelle Fluchtmöglichkeiten eingeplant hatten.
Die Vorwürfe des schweren Bandendiebstahls werden im Verlauf des Prozesses eingehend behandelt. Die Staatsanwaltschaft fordert die Einziehung von fast acht Millionen Euro als Schadensersatz.
Die Geschichte des Goldschatzes und die dramatischen Umstände des Diebstahls werfen ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, denen Museen im Bereich der Sicherheit gegenüberstehen. Der Fall bleibt auch für die Öffentlichkeit von großem Interesse, zumal die Komplexität des Verbrechens und die damit verbundenen Ermittlungen wohl noch lange nicht abgeschlossen sind.
Für weitere Informationen zu diesem Thema können Sie die Berichterstattung von PNP, Süddeutsche Zeitung und Stern lesen.