In Deutschland bleibt die inklusive Bildung eine große Herausforderung. Prof. Vera Moser, seit 2020 Inhaberin der „Kathrin und Stefan Quandt Stiftungsprofessur für Inklusionsforschung“ an der Goethe-Universität in Frankfurt, widmet sich dieser Thematik intensiv. Ihre Professur, die von der Unternehmerfamilie Quandt gefördert wird, hat die Aufgabe, den Umbauprozess in der schulischen Bildung hin zu einer Schule der Vielfalt wissenschaftlich zu begleiten. Eine positive Evaluation nach fünf Jahren ist Voraussetzung für eine Fortsetzung der Förderung, die nun von einem externen Gremium äußerst positiv beurteilt wurde, wie puk.uni-frankfurt.de berichtet.
Die Gutachter*innen, darunter Experten von den Universitäten Zürich, Graz und Stockholm, attestieren der Professur herausragende Leistungen in Forschung, Lehre und internationale Fachgemeinschaft. Über 500.000 Euro in Drittmitteln basieren auf innovativen Projekten zum Abbau von Barrieren in Schulen, insbesondere aus der Perspektive autistischer Schüler*innen. Moser untersucht auch den steigenden Bedarf an Schulplätzen für Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“ im Auftrag der Stadt Frankfurt.
Herausforderungen der Inklusion
Die schulische Inklusion stößt jedoch auf zahlreiche Hürden. Christina Marx, Leiterin der Aufklärung bei Aktion Mensch, hebt hervor, dass die Chancen auf Inklusion mit steigender Bildungsstufe abnehmen. Hierzu tragen mangelnde personelle, finanzielle und bauliche Voraussetzungen sowie eine unzureichende Qualifikation vieler Lehrkräfte bei, die sich oft alleingelassen fühlen. Eltern zeigen sich häufig skeptisch gegenüber dem Konzept der Inklusion, wie aus einer in Kooperation mit Die ZEIT durchgeführten Studie hervorgeht, die Meinungen zur schulischen Inklusion erfragt hat (aktion-mensch.de).
Die Wahrnehmung der Chancen, die gemeinsames Lernen für die kindliche Entwicklung bietet, erfordert von Eltern sowie Lehrkräften Mut und die Bereitschaft, sich auf diesen Transformationsprozess einzulassen. Positive Beispielprojekte und der Austausch zwischen Schulen und außerschulischen Anbietern spielen eine entscheidende Rolle in der Förderung der Inklusion.
Fortschritte und Statistiken
Die Fortschritte in Deutschland hin zu einem inklusiven Schulsystem verlaufen langsam. Laut bertelsmann-stiftung.de hat sich die Exklusionsquote von 4,8 % im Jahr 2008/09 auf 4,2 % im Jahr 2022/23 reduziert, jedoch bestehen weiterhin zwei getrennte Schulsysteme: allgemeine Schulen und Förderschulen. Diese Trends zeigen erhebliche Unterschiede zwischen den 16 Bundesländern, mit Exklusionsquoten, die zwischen 0,7 % und 6,4 % variieren.
Ein länderübergreifendes, koordiniertes Vorgehen zur Förderung inklusiver Bildung wird bislang vermisst. Der langsame Abbau des Förderschulsystems hängt stark von den jeweiligen Bemühungen der Bundesländer ab. Nur durch eine engere Zusammenarbeit und klare Strategien kann die Vision einer Schule der Vielfalt verwirklicht werden.