Am vergangenen Wochenende kam es in Riesa zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Demonstranten, die auf eine zuvor geplante Veranstaltung der AfD reagierten. Berichte über angebliche Angriffe auf AfD-Politiker wurden an die Öffentlichkeit weitergeleitet. Die Polizei Dresden stellte jedoch am Dienstagvormittag klar, dass bislang keine Erkenntnisse über verletzte AfD-Mitglieder vorliegen. Trotz dieser Entwarnungen gab es am Sonntag einen Aufruf an die Bevölkerung, mögliche Verletzungen oder Übergriffe zu melden.
Die Situation eskalierte derart, dass bei den Vorfällen, an denen auch Beamte aus zehn anderen Bundesländern beteiligt waren, sechs Polizeibeamte leicht verletzt wurden. Die Rückmeldungen zu den Auseinandersetzungen aus anderen Bundesländern werden derzeit noch ausgewertet. Zudem wurden interne Ermittlungen eingeleitet, sowohl aufgrund von verdächtdem Körperverletzungsverdacht gegen einen Polizeibeamten, als auch wegen mutmaßlicher Tierschutzverletzungen im Zusammenhang mit einem Polizeihund.
Politisches Echo
Die Verletzung des sächsischen Landtagsabgeordneten Nam Duy Nguyen von der Linkspartei hat eine Welle der Empörung ausgelöst. Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) bedauert die Vorfälle und spricht von einer notwendigen Aufklärung seitens der Polizei. Susanne Schaper, die Vorsitzende der sächsischen Linksfraktion, fordert eine zügige Klärung der Ereignisse durch Innenminister Armin Schuster (CDU). Nguyen war als parlamentarischer Beobachter vor Ort und wurde Berichten zufolge von einem Polizeibeamten niedergeschlagen.
Die Proteste in Riesa sind Teil eines größeren Themas: Protestbewegungen haben in Deutschland eine lange Tradition, wie jüngste Studien zeigen. Die Untersuchung zu den Protestbewegungen seit 1945, die im Mai erscheinen soll, beleuchtet Ereignisse von den Aufständen in der DDR bis hin zu den 68er Studentenprotesten. Historiker Prof. Philipp Gassert erklärt, dass die Fähigkeit zur Artikulation gesellschaftlicher Defizite eine essentielle Funktion von Protesten ist.
Erbe von Protestbewegungen
Die Friedensbewegung der 1980er-Jahre stellt einen Wendepunkt dar, in dem sich breite Bevölkerungsschichten gegen die Stationierung amerikanischer Atomraketen mobilisierten. Diese Proteste führten im Jahr 1983 zu massiven Demonstrationen, bei denen in mehreren Städten mehr als eine Million Menschen auf die Straße gingen. Gassert hebt hervor, dass die Protestkultur in Deutschland auch heute noch von Bedeutung ist und sowohl offline als auch online stattfindet.
Proteste, wie die der letzten Tage in Riesa, verdeutlichen das anhaltende Bedürfnis der Gesellschaft, sich gegen Unrecht und Ungerechtigkeiten zu positionieren. Laut der bevorstehenden Studie sind Proteste in Deutschland nicht nur eine Reaktion auf aktuelle Ereignisse, sondern auch ein tief verwurzelter Ausdruck gesellschaftlicher Anliegen, die nach wie vor von Bedeutung sind.
Die Auseinandersetzungen in Riesa und die damit verbundene politische Diskussion zeigen, wie brisant und emotional die Themen rund um die AfD und ihre Gegner sind. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lage entwickeln wird und welche politischen Konsequenzen aus diesen Ereignissen folgen werden.