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Politische Spaltung im Schiefergebirge: Moxa und Paska wählen blau

Bei den Kommunalwahlen 2024 in Thüringen haben die benachbarten Dörfer Moxa und Paska mit überwältigenden Stimmenanteilen die AfD als dominante politische Kraft gewählt, was ihre Rolle als AfD-Hochburgen und die besorgniserregende politische Einheit innerhalb der kleinen Gemeinschaften verdeutlicht.

Im Schiefergebirge Thüringens gibt es zwei Dörfer, die in den letzten Monaten ins Rampenlicht gerückt sind: Moxa und Paska. Diese beiden Nachbargemeinden haben sich als bedeutende Hochburgen der Alternative für Deutschland (AfD) hervorgetan. Die extreme politische Ausrichtung der beiden Orte wirft Fragen auf und gibt einen Einblick in die aktuellen politischen Strömungen in der Region.

Die Wahlbeteiligung und die Ergebnisse dieser Kommunalwahlen sind besonders bemerkenswert. Moxa, ein historisches Dorf mit einer urkundlichen Erstnennung bereits im Jahr 1295, konnte 2024 mit mehr als 60 Prozent der Wählerstimmen einen massiven AfD-Anteil vorzeigen. Dieses Ergebnis ist besonders signifikant und stellt einen alarmierenden Trend in dieser Region dar.

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Politische Entwicklungen in Moxa

Moxa, das während des Dreißigjährigen Krieges vollständig niederbrannte, hat sich heute zu einem Ort entwickelt, der für seine starke Neigung zur extremen Rechten bekannt ist. Die politische Wende in Moxa kam mit dem jungen Bürgermeister Johannes Linke, der im Januar 2023 sein Amt antrat. Linke, ein Diplom-Volkswirt, gilt als Meilenstein in der Thüringer Landespolitik, da er der erste Bürgermeister dieser Region mit einer AfD-Zugehörigkeit ist. Seine Wahl bedeutete nicht nur einen politischen Umbruch, sondern stärkte auch die Position der AfD in der gesamten Region.

In der Gemeinde leben derzeit nur etwa 80 Einwohner. Ein Faktor, der möglicherweise zur Entscheidung der Bürger beiträgt, könnte die geografische Lage des Dorfes sein. Moxa wird von drei stark befahrenen Landesstraßen durchkreuzt, was vielleicht nicht gerade zu einem einladenden Lebensumfeld beiträgt. Zudem gibt es hier eine seismologische Station, die Erdbeben weltweit überwacht, was dem Dorf eine besondere wissenschaftliche Note verleiht, jedoch gleichzeitig auch die Abgeschiedenheit verstärken könnte.

Paska als weiteres Beispiel der extremen Wahlergebnisse

<pNur eine kurze Autofahrt von Moxa entfernt liegt Paska, das ebenfalls zur AfD-Hochburg avanciert ist. Die politische Ausrichtung hier scheint noch ausgeprägter, da bereits bei der letzten Kreistagswahl rund 59,4 Prozent der Stimmen an die AfD gingen. Dieser Wert stellt im Vergleich zur Wahl 2019 eine Steigerung von etwa 20 Prozent dar.

Paska ist eine kleine Gemeinde mit etwa 90 Einwohnern. Sie kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, die bis zu den Kelten reicht, die hier einst siedelten. Neben der historischen Bedeutung bezieht Paska auch seine Ungezwungenheit von einem eindrucksvollen Grabdenkmal, das an vier KZ-Häftlinge erinnert, die während des Zweiten Weltkriegs hier hingerichtet wurden. Diese dunkle Erinnerung an die Vergangenheit könnte ein gewisses Potential zur Reflexion und kritischen Auseinandersetzung mit der heute vorherrschenden politischen Stimmung bieten.

Die Wahlergebnisse in Paska sind deutlich und zeigen einen klaren Trend. Die AfD hat bei der Europawahl 2019 einen Anteil von 51,7 Prozent und bei der Landtagswahl 62,7 Prozent der Stimmen erhalten. Die Ergebnisse der Kommunalwahl im Jahr 2024 setzen diesen Trend mit einem Anteil von 60,9 Prozent fort, was den extremen Bürgerwillen zur Unterstützung der AfD unterstreicht.

Partei Forsa FGW INSA
AfD 30% 30% 30%
CDU 21% 21% 21%
BSW 18% 19% 19%
Linke 13% 15% 16%
SPD 7% 7% 6%
Grüne 4% 3% 3%
FDP 3%

Die politischen Dynamiken in diesen Dörfern verstehen zu wollen, macht deutlich, dass sie weit mehr als nur lokale Phänomene sind. Sie stellen einen Teil eines größeren Trends dar, der nicht nur Thüringen, sondern möglicherweise auch andere Teile Deutschlands betrifft.

Wählerstimmen und Gegenwart

Das spezifische Nutzerverhalten in diesen Regionen zeigt, dass es eine starke Affinität zur AfD gibt. Diese Ergebnisse sind nicht nur repräsentativ für die genannten Dörfer, sondern lassen auch Rückschlüsse auf die soziale und wirtschaftliche Situation der Einwohner zu. Die Loyalität der Wählerschaft zu einer extremen politischen Richtung könnte Merkmale einer Abkehr von klassischen Parteien widerspiegeln und ist folglich ein Thema, das kritisch betrachtet werden muss. Die Wähler in diesen Hochburgen äußern über ihr Stimmverhalten zudem eine gewisse Unzufriedenheit mit den traditionellen politischen Angeboten in ihrem Umfeld, was möglicherweise den Rückhalt der AfD bestätigt.

Ein weiterer Aspekt, der das Wahlergebnis in Thüringen und insbesondere in den AfD-Hochburgen beeinflusst hat, ist die sozioökonomische Lage der Region. Viele Einwohner der Dörfer Moxa und Paska leben in ländlichen Gebieten, die durch Abwanderung und einen Mangel an Arbeitsplätzen gekennzeichnet sind. Diese Umstände können das Gefühl der Frustration und des Misstrauens gegenüber etablierten politischen Parteien verstärken, was die Zustimmung zur AfD begünstigen könnte.

Die demografische Entwicklung in Thüringen zeigt, dass ländliche Regionen oft weniger von strukturellen Veränderungen profitieren, während städtische Zentren in der Regel wirtschaftlich prosperieren. Die wachsende Entfremdung von der politischen Elite kann dazu führen, dass die AfD als Protestpartei wahrgenommen wird, die sich den Sorgen und Nöten der Menschen annehmen möchte.

Ein Blick auf die Steigerung der AfD-Wählerstimmen

Im Vergleich zu den Kommunalwahlen von 2019 zeigt die AfD in 2024 bemerkenswerte Zuwächse. Während der AfD-Anteil bei der Kreistagswahl 2019 noch bei 39,4 Prozent lag, konnte die Partei ihren Stimmenanteil auf 59,4 Prozent steigern. Solche Zuwächse sind nicht nur in Moxa und Paska zu beobachten, sondern auch in anderen ländlichen Gebieten Deutschlands. In der gesamten Bundesrepublik steigt der Rückhalt für die AfD oft dort, wo die soziale und wirtschaftliche Ungleichheit stark ausgeprägt ist.

Diese dynamischen Veränderungen in der Wählerschaft sind auch vor dem Hintergrund einer zunehmenden Polarisierung in der deutschen Politik zu betrachten. Teilnehmer an den Wahlen sind oft enttäuscht von den traditionellen Parteien und suchen nach neuen Lösungen und Alternativen. Umfragen deuten darauf hin, dass das Vertrauen in die etablierten Parteien, insbesondere in Zeiten von wirtschaftlichen Unsicherheiten, abnimmt, was oft zu einem Anstieg der Zustimmungswerte extremistischer Parteien führt.

Wie eine aktuelle Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen im August 2024 zeigt, bleiben die Wähler der AfD im Freistaat Thüringen stark loyal. Mit einem Wert von 30 Prozent in den Umfragen zeigt die Partei eine konsistente Basis, die sich maßgeblich auf die anhaltenden Unzufriedenheiten und das Verlangen nach Veränderung stützt. Solche Umfragen spiegeln jedoch nur die aktuellen Stimmungen wider und sind nicht unbedingt ein zuverlässiger Indikator für weitere Trends.

Historische Einblicke in den Thüringer Raum

Ein Vergleich mit der politischen Landschaft vor der Wiedervereinigung Deutschlands offenbart interessante Parallelen. In den späten 1980er Jahren manifestierte sich in der DDR ebenfalls eine Unzufriedenheit, die schließlich in die Wende mündete. Die damaligen oppositionellen Bewegungen speisten sich aus dem Gefühl einer unterdrückten Gesellschaft, während viele der heutigen AfD-Wähler eine Stimme aus der digitalen Revolution und den sozialen Medien suchen.

Ähnlich wie die Bürgerbewegungen von einst vermögen es heute radikale Bewegungen, die Emotionen der Menschen anzusprechen und sie zu mobilisieren. Der Unterschied liegt jedoch in der politischen Zielsetzung und in den Themen, die heute im Vordergrund stehen, wie etwa Migration und nationale Identität. Während die damaligen Bewegungen auf Freiheit und Gleichheit abzielten, sind die gegenwärtigen AfD-Anhänger oft von der Angst vor Verlust und Verdrängung motiviert.

Die Analyse der Wählerverhalten in Thüringen erfordert daher eine umfassende Berücksichtigung sowohl der sozialen Umstände als auch der historischen Entwicklungen, um die heutige politische Dynamik zu verstehen. Ein verstärktes Augenmerk auf diese Faktoren könnte für traditionelle Parteien notwendig werden, um den Anschluss an die Wählerschaft nicht zu verlieren.

Lebt in Mühlheim und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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