Ein neues Projekt zur Entlastung der hausärztlichen Versorgung startet im Januar 2025. Unter dem Titel „Physician Assistants in der Allgemeinmedizin“ (PAAM) soll der Einsatz von Physician Assistants (PAs) in Hausarztpraxen getestet werden. Ziel des Projektes ist es, die Rolle dieser studierten Assistent:innen in der medizinischen Versorgung zu untersuchen und deren Potenziale systematisch zu evaluieren. Laut uni-due.de werden die PAs in 24 Interventionspraxen in Westfalen-Lippe und Schleswig-Holstein tätig sein.

Das PAAM-Projekt wird vom Institut für Allgemeinmedizin (ifam) am Universitätsklinikum Essen geleitet und erhält eine Förderung von rund 6,75 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA). Die Laufzeit beträgt 45 Monate und umfasst eine umfassende Untersuchung der Auswirkungen des PA-Einsatzes auf die Qualität der hausärztlichen Versorgung und die Zusammenarbeit innerhalb der Praxisteams.

Herausforderungen in der hausärztlichen Versorgung

Die hausärztliche Versorgung in Deutschland steht vor ernsthaften Herausforderungen. Die steigende Zahl älterer Menschen und der Mangel an Hausarztpraxen, insbesondere in ländlichen Regionen, verschärfen die Situation. Das Projektteam von PAAM erwartet, dass PAs ärztliche Aufgaben übernehmen können, die über das Tätigkeitsfeld anderer Gesundheitsfachberufe hinausgehen. Hierzu zählen unter anderem Impfberatung und die Erstuntersuchung bei grippalen Infekten. Quelle innovationsfonds.g-ba.de hebt hervor, dass der PA-Einsatz dazu dienen soll, den Engpass in der Versorgungslandschaft zu kompensieren.

Das Projekt implementiert regelmäßige Coachings, Workshops und Online-Seminare, um die PAs optimal auf ihre Aufgaben in den Praxen vorzubereiten. Nach 18 Monaten wird eine umfassende Bewertung des Nutzen des PA-Einsatzes im Vergleich zu 51 Kontrollpraxen durchgeführt, wobei Faktoren wie Patientenzufriedenheit, die Rate der Notaufnahmen und die Wochenarbeitszeiten der Hausärzte berücksichtigt werden.

Erfahrungen aus der Praxis

Die Erfahrungen von bereits tätigen PAs bestätigen die positiven Effekte des Berufes. Nach medical-tribune.de berichtet die Gesundheits- und Kinderkrankenschwester Deliah Reichenbach, dass ihre Arbeit in der Praxis gut ankommt. Sie übernimmt verschiedene Aufgaben, um Ärzt:innen zu entlasten, beispielsweise in der Vermittlung von Informationen zu Krankheitsbildern oder Laborwerten. Zudem hebt Reichenbach hervor, dass sie durch ihr Studium mehr Verantwortung übernehmen kann.

Auch Nadine Wörner, die ein Studium zum Primary Care Manager (PCM) begonnen hat, betont die Notwendigkeit von Vertrauen zwischen ärztlichem Personal und PAs. Die enge Zusammenarbeit im Team ist entscheidend, wenn Ärzt:innen Aufgaben delegieren wollen. Karl Stuff, ein Praxisinhaber, berichtet von seinem persönlichen Fortschritt im Umgang mit delegierbaren Aufgaben und den positiven Auswirkungen auf seine Praxisorganisation.

Insgesamt verspricht das PAAM-Projekt nicht nur eine Entlastung für Hausarztpraxen, sondern auch eine sinnvolle Integration der PAs in die bestehende Versorgungsstruktur. Bei Erfolg könnte dieses Konzept langfristig zur Sicherstellung qualifizierter medizinischer Betreuung in unterversorgten Regionen beitragen und die Rolle der PAs in der hausärztlichen Versorgung nachhaltig stärken.