Die Berlinale, eines der bedeutendsten Filmfestivals der Welt, war am 17. Februar 2025 nicht nur Schauplatz filmischer Höhepunkte, sondern auch ein Ort des Protests. Anlässlich der Premiere des Films „Heldin“ kamen Pflegekräfte zusammen, um auf die prekäre Situation in der Pflegebranche aufmerksam zu machen. Aktivistin Franziska Böhler äußerte scharfe Kritik daran, dass das Thema Pflegenotstand im Bundestagswahlkampf kaum Beachtung finde. Mit einem eindringlichen Appell forderte sie eine grundlegende Wende in den politischen Prioritäten.

Im Mittelpunkt des Films steht die Figur Floria, dargestellt von Hauptdarstellerin Leonie Benesch. Diese Rolle stellte für Benesch nicht nur eine schauspielerische Herausforderung dar, sondern auch eine emotionale, die sie durch das Erlernen spezifischer Handgriffe erfassen wollte. Wie die Regisseurin Petra Volpe betonte, ist die Lage der Pflegekräfte ein globales Problem, das in der Öffentlichkeit oftmals zu kurz kommt. Ontop fanden die Pflegekräfte in der Filmfigur Floria eine Identifikationsmöglichkeit und machten mithilfe des Hashtags #wirsindfloria auf ihre Anliegen aufmerksam.

Der anhaltende Fachkräftemangel

Deutschland kämpft seit Jahren mit einem gravierenden Fachkräftemangel in der Pflege, der sich durch eine stetig steigende Anzahl von Pflegebedürftigen verschärft. Aktuellen Schätzungen zufolge wird bis 2040 ein zusätzlicher Bedarf von mehr als 191.000 Pflegekräften in Deutschland erwartet. Im Jahr 2022 stieg die Zahl der Pflegebedürftigen um 361.000. Dieser Trend wird sich mit prognostizierten 6,5 Millionen Pflegebedürftigen bis 2050 fortsetzen. Bereits jetzt müssen vier von fünf Pflegeeinrichtungen ihr Angebot wegen Personalmangel einschränken, und 89% der ambulanten Dienste melden, dass sie neue Pflegekunden ablehnen müssen. Der Druck auf das System ist enorm und zeigt sich auch in der finanziellen Situation der Pflegeversicherung.

Kritiker betonen die niedrige Bezahlung der Pflegekräfte, die mangelhafte Unterstützung für pflegende Angehörige und die höheren Beiträge zur Pflegeversicherung. Maria Loheide von der Diakonie forderte bei einer Demonstration am 12. Mai 2023 eine umfassende Pflege-Reform. Slogans wie „Wir retten Leben – wer rettet uns?“ verdeutlichten das tiefe Unbehagen über die aktuellen Rahmenbedingungen. Auch Bernd Meurer, Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste, sprach sich für eine bessere Integration ausländischer Pflegekräfte aus.

Politische Handlung und Zukunftsperspektiven

Der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sieht in einer Reform der Pflege ein dringendes Anliegen, jedoch mangelt es an der Hoffnung auf eine Umsetzung in der aktuellen Legislaturperiode. Die Herausforderungen werden nicht nur durch den Anstieg der pflegebedürftigen Bevölkerung, sondern auch durch steigende Eigenanteile in den Pflegeeinrichtungen und die unzureichenden finanziellen Mittel für die Pflegeversicherung verstärkt. Politische Maßnahmen müssen daher dringend ergriffen werden, um die Kosten im Blick zu behalten und Anreize für den Beruf zu schaffen.

Das gesamte Pflegewesen steht vor der Herausforderung, flexiblere Arbeitszeitmodelle und innovative Konzepte zu implementieren, um die Attraktivität des Berufs zu steigern. Während die Anzahl der ausländischen Pflegekräfte, die unschätzbar zur Entlastung beitragen, bereits zunimmt, sind auch technologische Lösungen in Entwicklung, die darauf abzielen, Ressourcen in der Pflege effizienter zu nutzen.

Die Filme und die begleitenden Proteste auf der Berlinale haben somit nicht nur eine kreative, sondern auch eine gesellschaftliche Dimension. Die Pflegekräfte fordern nicht nur Veränderung für sich selbst, sondern auch für die tausenden Menschen, die auf ihre Unterstützung angewiesen sind. Der dringliche Appell an die Politik, die Probleme in der Pflege anzugehen, bleibt ein zentrales Thema im deutschen Gesundheitsdiskurs.RBB berichtet, dass der Internationale Tag der Pflege, wie bereits erwähnt, auf die Missstände aufmerksam macht und eine klare Forderung nach einer grundlegenden Reform unterstreicht. Weitere Informationen über die Herausforderungen in der Pflege finden sich bei Deutschlandfunk.