Zum Wintersemester 2024/25 wurde der neue Masterstudiengang „Pflege – Advanced Nursing Practice“ ins Leben gerufen, ein wichtiger Schritt in der Akademisierung des Pflegeberufs. In einem Interview erklärt die Pflegewissenschaftlerin Prof. Dr. Rebecca Palm, die diesen Weg einst als Pflegefachperson selbst beschritt, dass viele Pflegehandlungen nicht evidenzbasiert sind. Sie hebt hervor, dass die Unzufriedenheit über mangelnde Eigenverantwortung ein zentrales Problem in der Branche darstellt. Der neue Studiengang soll dazu beitragen, pflegewissenschaftliche Fragestellungen zu recherchieren und die Wirksamkeit von Pflegehandlungen systematisch zu bewerten und aufzubereiten. Durch die gezielte Forschung in der klinischen Pflege wird das Ziel verfolgt, die Versorgungsqualität nachhaltig zu verbessern. Laut uol.de sollen Advanced Practice Nurses (APNs) neue Aufgabengebiete erschließen, beispielsweise im Bereich der chronischen Wunden oder im Schmerzmanagement.

Der neue Masterstudiengang ist berufsbegleitend konzipiert, bietet Vorlesungen an zwei Tagen pro Woche und hat eine Gesamtstudienzeit von fünf Semestern. Die Inhalte umfassen sowohl Präsenzveranstaltungen als auch E-Learning-Module, um den Studierenden Flexibilität zu bieten. Ein weiterer Aspekt ist, dass die berufliche Tätigkeit der Studierenden nicht mehr als 50% einer Vollzeitstelle betragen sollte, um Raum für das Studium zu schaffen. APNs spielen eine entscheidende Rolle bei der Optimierung von Versorgungsprozessen. Gesetze zur Erweiterung der Kompetenzen von APNs sind in Vorbereitung, um die Weichen für die zukünftige Pflegepraxis zu stellen, so die Informationen von hm.edu.

Studieninhalte und Aufbau

Der Studiengang ist modular aufgebaut und gliedert sich in fünf Semester, wobei jedes Semester spezifische ECTS-Punkte für verschiedene Lehrmodule umfasst. Im ersten Semester stehen beispielsweise die intra- und interdisziplinäre Fallbearbeitung sowie empirische Forschungsmethoden im Vordergrund. Weitere Module befassen sich mit ethischen Fragen in der Pflegepraxis und -forschung sowie mit strategischen Ansätzen. Im Verlauf des Studiums werden auch Leadership-Qualifikationen trainiert, die für das Krisenmanagement in der Pflege entscheidend sind. Zu den Lehrkonzepten zählen sowohl synchrone als auch asynchrone Online-Lehre, ergänzt durch regelmäßige Präsenzlehre in München, wie hm.edu erläutert.

Zusätzlich wird an der Implementierung evidenzbasierter Pflege gearbeitet. In unterschiedlichen Fachkliniken, wie in Wangen im Allgäu, werden spezielle Gruppen für Evidence-Based Nursing (EBN) etabliert. Ziel dieser Gruppen ist eine kompetenzorientierte Integration akademischer Pflegefachpersonen in die Praxis. Studien zeigen, dass Deutschland im internationalen Vergleich eine niedrige Anzahl akademisch ausgebildeter Pflegekräfte in der Patientenversorgung aufweist. Die Fachkliniken möchten durch ihre Initiativen neue Arbeitsfelder für Akademiker schaffen und damit insbesondere die Generation Z ansprechen. Durch einen strukturierten Einarbeitungsprozess werden akademische Pflegekräfte umfassend in die klinischen Abläufe integriert, um ihre Kenntnisse optimal zu nutzen, wie bibliomed-pflege.de berichtet.

Schaffung von Perspektiven

Die Herausforderungen für die akademisch ausgebildeten Pflegekräfte beziehen sich nicht nur auf den Einstieg in die Praxis, sondern auch auf die Identitätsfindung und beruflichen Perspektiven in der Patientenversorgung. Forscherinnen und Forscher weisen darauf hin, dass akademische Pflegekräfte nicht als Belastung, sondern als wertvolle Ressource betrachtet werden sollten. Ein erfolgreicher Transformationsprozess erfordert die aktive Teilnahme aller Beteiligten und sollte engmaschig begleitet werden. Über mehrere Schritte, von der Einarbeitung bis hin zur Evaluation von durchgeführten Interventionen, wird das Ziel verfolgt, die Effizienz und Qualität der Pflege deutlich zu steigern.

Insgesamt zeigt sich, dass die akademische Weiterbildung in der Pflege nicht nur eine Notwendigkeit, sondern auch eine Chance ist, um auf die steigenden Anforderungen in der Gesundheitsversorgung zu reagieren. Die Implementierung von APNs und eine stärkere Evidenzbasierung in der Pflege bieten vielversprechende Perspektiven, um die Profession weiter zu entwickeln und den Bedürfnissen einer modernen Gesellschaft gerecht zu werden.