In Deutschland stehen Offshore-Windräder bis zu 90 Kilometer von den Küsten der Ost- und Nordsee entfernt. Während die Energiewende voranschreitet, bleibt die Sicherheit der Arbeiter auf diesen Anlagen ein heiß diskutiertes Thema. Die SSW-Landtagsfraktion hat dies in einer kleinen Anfrage an die Landesregierung thematisiert und dabei einen Mangel an einheitlichen Rettungsstandards für die Offshore-Anlagen festgestellt. Laut kn-online.de ist das Sozialministerium in Kiel darüber informiert, dass die Betreiber selbst für die Rettung ihrer Angestellten verantwortlich sind, insbesondere außerhalb der zwölf Seemeilen in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ).
Ein Konzept zur Rettung und medizinischen Versorgung von Offshore-Arbeitern existiert, ist jedoch nicht verbindlich. Dies führt dazu, dass verschiedene Betreiber unterschiedliche Maßnahmen zur Notfallversorgung, wie Telemedizin oder Notfallsanitäter, anbieten, was zu Unsicherheiten führt. Die staatliche Arbeitsschutzbehörde überwacht zwar die Einhaltung der Arbeitsschutzanforderungen, doch der Mangel an klaren Richtlinien ist besorgniserregend. SSW-Fraktionschef Christian Dirschauer hat bereits Bedenken geäußert und plant, das Thema im Landtag weiter zu verfolgen.
Rettungsinfrastruktur und betriebliche Sicherheit
Die Ingenieur.de berichtet, dass in den letzten Jahren die Anzahl der Hubschraubereinsätze zur Rettung von Offshore-Arbeitern zugenommen hat. 2024 gab es 77 Einsätze, während 2023 noch 75 waren. Die Auswertung dieser Einsätze zeigt jedoch, dass Maßnahmen bei Notfalleinsätzen nicht immer vollständig umgesetzt werden, was zu Missverständnissen und Zeitverlusten führen kann. Bislang fehlt es an einheitlichen technischen Sicherheitsstandards für Windkraftanlagen, und die Zugänglichkeit aus der Luft ist nicht bei allen Maschinenhausgondeln gesichert.
Der Ausbau der Offshore-Windenergie ist nicht nur wichtig für die Klimaziele, sondern erfordert auch verbesserte Rettungsinfrastrukturen. IG Metall und andere Organisationen fordern daher einheitliche Standards für Arbeitssicherheit und Notfallrettung in deutschen Offshore-Windparks. Das geplante Ziel der Ampelregierung, bis 2030 einen Ausbau von 30 Gigawatt und bis 2045 von 70 Gigawatt Offshore-Windenergie zu erreichen, wird von der Notwendigkeit flankiert, die Sicherheitsstandards zu erhöhen.
Niedersachsen fasst Initiative ins Auge
Während Schleswig-Holstein auf die Sicherheitsstandards fokussiert, plant die om-online.de Landesregierung von Niedersachsen, über den Bundesrat einen schnelleren Ausbau der Offshore-Windkraft zu unterstützen. Vergangenen Dienstag wurde ein entsprechender Antrag verabschiedet, der die Bundesregierung dazu auffordert, über 2030 hinaus Planungssicherheit für Windkraft auf See zu schaffen.
Energieminister Christian Meyer hebt hervor, dass Niedersachsen die Ausbauziele des Bundes unterstützt und die Küstenländer mehr Unterstützung für den Offshore-Ausbau fordern. Der Fokus der Initiative liegt darauf, die Kapazitäten für die Fertigung von Komponenten zu erhöhen und die erforderlichen Errichter- und Versorgerschiffe zu beschaffen. Mit Projekten wie „Gode Wind 3“ und „Borkum Riffgrund 3“, die in diesem Jahr ans Netz gehen sollen, wird ein bedeutender Schritt in Richtung einer klimaneutralen Energiezukunft vollzogen.
Insgesamt zeigt sich, dass die Sicherheitsanforderungen und die Rettungsinfrastruktur in deutschen Offshore-Windparks einer dringenden Überarbeitung bedürfen, um die Arbeiter effektiv zu schützen und die ambitiousen Klimaziele zu erreichen.