Am 11. Januar 2025 zieht sich die Lage um den manövrierunfähigen Öltanker „Eventin“ weiter zu. In der Nacht begann ein Schleppverband, bestehend aus drei Schleppern, das 274 Meter lange Schiff von der Küste Rügens wegzubewegen. Der Tanker ist mit 99.000 Tonnen Öl beladen und konnte aufgrund eines Totalausfalls seiner Systeme nicht mehr gesteuert werden. Aktuell bewegt sich der Verband mit einer Geschwindigkeit von etwa 2,5 Kilometern pro Stunde und strebt eine neue Position nordöstlich von Kap Arkona an, um dort den erwarteten Sturm abzuwarten. Der Deutsche Wetterdienst hat eine Starkwindwarnung herausgegeben, da Windstärken von sechs bis sieben Beaufort und Wellenhöhen bis zu zweieinhalb Metern gemessen wurden.

Für die Rettungskräfte stellt diese Operation eine große Herausforderung dar. Der Tanker war auf dem Weg von Ust-Luga in Russland nach Port Said in Ägypten, als es zu dem Vorfall kam. Um die Last des Öls gleichmäßig auf die Schlepper zu verteilen, wurde ein Expertenteam via Hubschrauber auf den Tanker abgeseilt. Gleichzeitig brachte die Crew Taschenlampen und Ersatzfunkgeräte mit, da die Batterien an Bord schwanden. Während des Manövers, das voraussichtlich acht Stunden dauern wird, sind Schiffe der Bundespolizei und des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts im Einsatz, um das Gebiet abzusichern.

Umweltgefahren durch die Schattenflotte

Die „Eventin“ wird von Greenpeace als Teil der sogenannten russischen Schattenflotte angesehen, die gezielt Sanktionen beim Öltransport umgeht. In Deutschland befürchten Umweltaktivisten und lokale Verbände, dass ein Havarie in der Ostsee katastrophale Auswirkungen auf die Umwelt hätte. Greenpeace betont, dass 192 marode Tanker russisches Öl transportieren, viele von ihnen weisen technische Mängel auf und sind unzureichend versichert. Dies macht sie besonders gefährlich, zumal sie nicht auf einer Sanktionsliste stehen und somit die russische Regierung weiterhin Öl exportieren kann.

Besorgnis kommt auch von Seiten des Tourismussektors in Mecklenburg-Vorpommern. Der Tourismusverband äußert, dass die Havarie des „Eventin“ nicht nur das Ökosystem, sondern auch den regionalen Tourismus beeinträchtigen könnte. In der Vergangenheit gab es bereits Zwischenfälle mit Tankern in der Ostsee, darunter Brände und technische Schäden, die das Gebiet gefährdeten.

Politische Reaktionen

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hat sich ebenfalls besorgt über die Umweltschäden geäußert, die durch die Schattenflotte entstehen könnten. Die EU hat zuletzt etwa 50 Schiffe dieser Flotte auf eine Sanktionsliste gesetzt, wobei Greenpeace feststellt, dass nur acht der insgesamt 192 betroffenen Tanker dort verzeichnet sind.

In einer repräsentativen Umfrage befürworten 87 Prozent der Befragten eine Lotsenpflicht für Tanker, während 84 Prozent ein Verbot der Durchfahrt für unzureichend versicherte Tanker unterstützen. Die Forderungen nach einem besseren Versicherungsschutz und Nachweisen zur Seetauglichkeit der Schiffe werden lauter, da immer klarer wird, wie groß die Gefahr durch veraltete und technisch mangelhafte Öltransporter ist.

Der Übersichtsbericht zur „Eventin“ stellt weiterhin fest, dass bisher kein Öl aus dem Tanker ausgelaufen ist, was die Situation zumindest vorerst entschärft. Dennoch bleibt abzuwarten, wann und wo das havarierte Schiff repariert werden kann und wie sich die Situation weiter entwickelt.

Für weitere Details zur Situation und den Hintergründen können Sie Remszeitung, Zeit Online sowie Greenpeace konsultieren.