Der Öltanker „Eventin“ ist manövrierunfähig in der Ostsee nördlich von Rügen gestrandet. Laut Informationen vom Tagesspiegel trat der Stromausfall an Bord aufgrund eines heftigen Sturms auf, der mit Böen der Stärke sieben und Wellen von zweieinhalb Metern einhergeht. Der Tanker hat eine beeindruckende Länge von 274 Metern und transportiert fast 100.000 Tonnen Öl von Ust-Luga in Russland nach Port Said in Ägypten. Ein vierköpfiges Expertenteam wurde mit einem Hubschrauber der Bundespolizei zur „Eventin“ geflogen, um die Schleppverbindungen zu sichern.
Um die Situation unter Kontrolle zu bringen, wurden zwei zusätzliche Schlepper, „VB Luca“ und „VB Bremen“, zur Unterstützung geschickt. Ein Sensorflugzeug überflog das Gebiet, wobei positive Nachrichten vermeldet wurden: Es wurden keine Ölverschmutzungen festgestellt. Trotz des Stromausfalls sind keine Positionslichter an Bord der „Eventin“ aktiv, was die Sichtbarkeit des Schiffes stark einschränkt. Ein Notschlepper, der „Baltic“, wird zudem in die Nähe von Darßer Ort verlegt, um schnell eingreifen zu können.
Kritik an der Schattenflotte
Die „Eventin“ wird von Greenpeace als Teil der russischen Schattenflotte betrachtet. Diese Schattenflotte ist bekannt dafür, dass sie Sanktionen beim Öltransport umgeht und zählt zu den umstrittensten Akteuren im maritimen Raum. Außenministerin Annalena Baerbock kritisierte Russland scharf und verwies auf die negativen Auswirkungen auf die Umwelt und den Tourismus, die durch die Aktivitäten dieser Schattenflotte gefährdet sind. Litauens Außenminister Kestutis Budrys forderte entschlossenere Maßnahmen gegen dieses Phänomen.
Die Schattenflotte umfasst Tanker, die überwiegend unter unklaren Eigentumsverhältnissen operieren. Greenpeace warnte vor den technischen Mängeln überalterter Schiffe, die ein hohes Risiko für die Umwelt darstellen. Im Dezember wurden von der EU rund 50 Schiffe der Schattenflotte auf eine Sanktionsliste gesetzt, jedoch stehen lediglich acht Schiffe auf einer von Greenpeace veröffentlichten Liste mit insgesamt 192 Schiffen.
Die Situation der russischen Schattenflotte
Dies ist nicht der erste Vorfall dieser Art. Ein ähnlicher Ereignis trat im Oktober auf, als der Tanker „Annika“ in Brand geriet, jedoch kein Öl austrat. Seit dem Beginn des Angriffs auf die Ukraine hat der Westen Russland mit zahlreichen Sanktionen belegt. Trotz dieser Belastungen ist die russische Wirtschaft durch den Ölexport, insbesondere via Schattenflotte, weiterhin leistungsstark. Greenpeace berichtete von einem Anstieg der Fahrten russischer Öltanker in der Ostsee um 70 % seit Januar 2021.
Im Jahr 2022 passierten etwa 1.000 mit Öl beladene Tanker die deutsche Küste, was zwei bis drei Schiffe pro Tag im Durchschnitt bedeutet. Die Rating-Agentur S&P Global schätzt die Zahl der Schattenflotte auf 591 Tanker, viele davon kreuzen durch Naturschutzgebiete. Deutschland und andere EU-Staaten fordern von den G7-Staaten bessere Maßnahmen zur Durchsetzung eines internationalen Öl-Preisdeckels, um Terrorakte oder Umweltkatastrohen durch marode Schiffe zu verhindern.
In dieser ernsten Lage bleibt zu hoffen, dass die Einsatzkräfte schnell handeln können, um eine mögliche Katastrophe in der Ostsee abzuwenden.