Sicherheit im öffentlichen Nahverkehr steht zunehmend in der Diskussion, insbesondere im Hinblick auf die steigenden Gewalttaten in Regionalzügen. Aktuelle Berichte zeigen, dass die Zahl der Übergriffe in Zügen, insbesondere in Ostdeutschland, besorgniserregend ansteigt. Die Eisenbahngewerkschaft hat Alarm geschlagen, und Politiker reagieren auf die akuten Sicherheitsprobleme, vor allem in Thüringen.

Ein zentrales Problem scheint die Überfüllung der Züge zu sein. Das 58-Euro-Ticket hat zu einer erhöhten Anzahl von Fahrgästen geführt, die eng zusammengepfercht in den Waggons stehen und teilweise auch an den Bahnsteigen gedrängt sind. Diese misslichen Umstände könnten Aggressionen begünstigen und damit die Sicherheit von Passagieren und Personal gefährden. Michael Koch vom ProBahn-Vorstand hebt hervor, dass mehr Kapazitäten und Platz in den Regionalzügen geschaffen werden müssen, um der Überfüllung entgegenzuwirken. Zudem wird die mangelnde Wertschätzung für das Personal kritisiert, welches häufig nur nach der Rückkehr zur Arbeit nach Übergriffen gefragt wird, statt um ihre Sicherheit und ihr Wohlergehen zu kümmern.

Gewalttaten in Regionalzügen

Die Situation in den Zügen ist ernst. Berichte über verbale und körperliche Gewalt gegen Lokführer und Zugbegleiter, einschließlich Bedrohungen und Messerangriffen, prägen das Bild der aktuellen Sicherheitslage. Die Leiterin der EVG-Geschäftsstelle in Thüringen, Steffi Recknagel, schildert, dass Übergriffe auf Mitarbeiter kein Einzelfall mehr sind. Laut Mario Noack, dem EVG-Chef in Thüringen, herrscht eine stetig steigende aggressive Stimmung in den Zügen.

Eine Analyse der Vorfälle zeigt, dass nicht nur in Thüringen, sondern auch in anderen Regionen die Fallzahlen von Übergriffen steigen. Es besteht eine wachsende Forderung nach mehr Sicherheitspersonal in Zügen sowie einer Doppelbesetzung in Hauptverkehrszeiten. In einer alarmierenden Mitteilung wird das Jobumfeld des Bahn-Personals als „teilweise lebensgefährlich“ beschrieben. Besonders besorgniserregend ist die Situation auf der Strecke Erfurt-Suhl, die stark von Asylbewerbern aus einer nahegelegenen Erstaufnahmeeinrichtung betroffen ist.

Reaktionen der Politik und nötige Maßnahmen

Die Politik hat reagiert: Thüringens Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft hat bereits finanzielle Mittel in Höhe von 336.000 Euro für Sicherheitsleistungen auf der Linie Erfurt-Suhl-Meiningen bis Ende 2024 bereitgestellt. Dennoch bleibt die Sicherheitslage angespannt. Der Betriebsrat der Süd-Thüringen-Bahn hat einen Brandbrief an den Ministerpräsidenten geschickt, der die dramatische Sicherheitslage beschreibt und ein schnelles Handeln der Politik fordert.

Zusätzlich zu den Maßnahmen im Bahnverkehr ist die Aggressivität gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst ein allgemeines Problem, wie aktuelle Studien aus Nordrhein-Westfalen belegen. Ein Netzwerk für Gewaltprävention im öffentlichen Dienst, das unter dem Motto #sicherimDienst agiert, widmet sich der Entwicklung von Strategien und Tipps, um mit Gewalt umzugehen. Über 350 Behörden und Organisationen haben sich diesem Netzwerk bereits angeschlossen, um den Austausch zu fördern und die Sensibilisierung für das Thema Gewalt im öffentlichen Dienst zu unterstützen.

Die steigenden Übergriffe im öffentlichen Verkehr und die häufige Angst der Mitarbeiter überlagern auch die positiven Aspekte der Nutzung des Nahverkehrs. Umso dringender ist es, geeignete präventive Maßnahmen zu entwickeln und die Sicherheitsstandards zu verbessern, um ein sicheres Umfeld für alle Reisenden und das Personal zu schaffen.

Weitere Informationen zu den Sicherheitsinitiativen können auf den Seiten von MDR, Focus und DGUV abgerufen werden.