Am 8. Februar 2025 ereignete sich ein Zwischenfall an einem Wahlkampfstand der AfD in Marl, der zahlreiche Fragen aufwirft. Berichten zufolge soll eine Person aus einer Wohnung heraus mit einer Waffe auf die Wahlkämpfer geschossen haben. Laut Angaben der AfD handelt es sich vermutlich um ein Luftgewehr oder eine Softair-Pistole. Ein AfD-Mitglied, das den Vorfall in einem sozialen Netzwerkvideo beschreibt, spricht von einer „Kugel“. Im Hintergrund des Videos sind Polizeifahrzeuge zu sehen. Die Polizei hat den mutmaßlichen Schützen in Gewahrsam genommen, Verletzte sind bisher nicht bekannt. Diese Situation verdeutlicht die angespannten politischen Verhältnisse in Nordrhein-Westfalen und die Risiken, denen Politiker im Wahlkampf ausgesetzt sind.
Gleichzeitig fand in Marl ein Parteitreffen der AfD statt, an dem etwa 460 Personen in einer Eventhalle teilnahmen. Martin Vincentz, der Landeschef der AfD, appellierte an die Delegierten, interne Wahlkämpfe außen vor zu lassen. Um dem internen Streit entgegenzuwirken, war Maximilian Krah, ein EU-Politiker, als Überraschungsgast anwesend und hielt Grußworte zur Befriedung der Landesverbände. Kay Gottschalk, der seit 2017 Afgeordneter im Bundestag ist, wurde als NRW-Spitzenkandidat gehandelt, nachdem er im ersten Anlauf 60 Prozent der Stimmen (292 von fast 500) erhielt. Es gab jedoch auch einen Gegenkandidaten aus dem Umfeld von Matthias Helferich.
Interner Konflikt und Vorwürfe
Der interne Streit innerhalb des AfD-Landesverbands in Nordrhein-Westfalen hat sich weiter zugespitzt. Während der Vorstand unter Martin Vincentz die Direktkandidaturen von Matthias Helferich und Roger Beckamp ablehnt, werfen diese Vincentz parteischädigendes Verhalten vor und sehen sich als Opfer eines Machtkampfes. Vincentz’ Sprecher hat unter anderem behauptet, dass Helferich und Beckamp kaum parlamentarische Arbeit geleistet hätten und gegen die Partei agieren. Helferich, der seit der Wahl 2021 fraktionslos im Bundestag ist und einem laufenden Parteiausschlussverfahren unterliegt, strebt einen Listenplatz zwischen fünf und zehn für die Bundestagswahl an.
Die Situation wird zusätzlich durch die strafrechtlichen Vorwürfe gegen Klaus Esser, der wegen Verdachts auf Urkundenfälschung in der Kritik steht, verschärft. Im Laufe der Debatten wurden auch Vorwürfe von Diffamierung und finanziellem Betrug gegen Esser laut, ohne dass dieser sich öffentlich dazu äußerte. Der Konflikt wird weiter angeheizt durch die geplante Aufstellung der Bundestagskandidaten, die aufgrund von rechtlichen Bedenken in der Kritik steht. Kritiker befürchten, dass der Termin für den Mitgliederparteitag während der Urlaubszeit nach Weihnachten die Teilnahme der Delegierten beeinträchtigen könnte.
In diesem Spannungsfeld kommt es nicht nur zu internen Machtkämpfen, sondern auch zu einem verstärkten politischen Druck auf die AfD, die bei der Bundestagswahl 2021 7,3 Prozent der Stimmen erhielt. Der Ausgang des aktuellen Konflikts könnte weitreichende Folgen für die Zukunft der Partei in NRW haben und die Position der AfD im übrigen Bundesgebiet beeinflussen. Die Diskussionen innerhalb der Partei sind ein deutliches Zeichen für die ungelösten Probleme und die Herausforderungen, vor denen sie steht.
Für weitere Informationen zu den Vorfällen in Marl und den internen Querelen innerhalb der AfD, siehe Freilich Magazin, RP Online und Freilich Magazin.