In Köln kam es Ende 2024 zu einem besorgniserregenden Anstieg von Gewalttaten in der Rockerszene, der durch den Mord an Davide K., einem 32-jährigen Bodybuilder, verkörpert wird. Der junge Mann wurde am 22. Oktober 2024 vor einem Fitnessstudio erschossen, während seine Mutter anwesend war. Der brutale Vorfall, der mit Geld und verletzter Ehre in Verbindung gebracht wird, erfolgte nach einer Eskalation in drei Phasen: Zunächst Warnschüsse, gefolgt von einer Handgranate, die unter seinem Auto platziert wurde, und schließlich der kaltblütige Mord. Überwachungskameras dokumentierten die Flucht des Täters auf einem E-Scooter, was die Sorgen über die zunehmende Gewalt im Rockermilieu weiter verstärkt. Diese Entwicklungen zeigen, dass die Situation in Köln, inspiriert von der sogenannten „Mocro-Mafia“ der Niederlande, aus dem Ruder läuft.
Die Rockerszene in Nordrhein-Westfalen (NRW) schien zunächst einen vorübergehenden Frieden zwischen den rivalisierenden Gruppen Bandidos und Hells Angels erlebt zu haben, doch die Spannungen bleiben hoch. Im Januar 2024 berichtete das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen von einem Rückgang der Mitgliederzahl der Rocker von rund 2.000 auf nur noch 888. Ein bundesweites Verbot der Bandidos MC Federation West Central zeigte erste Erfolge, allerdings kam es im Herbst 2024 zu einer massiven Umgruppierung: Mehr als 100 Mitglieder der Bandidos wechselten zu den Hells Angels, was neue Konflikte und mögliche Racheakte innerhalb der Rockerszene zur Folge hatte.
Eskalation und staatliche Reaktion
Die jüngsten Vorfälle sind nicht isoliert. In Dortmund feuerten unter anderem Dennis S. und Tarik M. mit Maschinengewehren auf das Haus eines Rockerchefs, während Alex S. mit einer Schussverletzung ins Krankenhaus gebracht wurde. Zudem kam es zu mehreren weiteren Anschlägen mit selbstgebauten Sprengkörpern in Bochum und Oberhausen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, gründete die Dortmunder Polizei die BAO „Chrom“, eine spezielle Einheit zur Bekämpfung der Rockerkriminalität. Innenminister Herbert Reul warnte bereits vor der „nicht zimperlichen Rockerszene“ und der Gefährdung der öffentlichen Sicherheit, die mit Menschenhandel, Sexualstraftaten und versuchten Tötungsdelikten in Verbindung steht.
Die Rockerszene ist durch strenge Hierarchien und enge persönliche Bindungen zwischen den Mitgliedern gekennzeichnet. Sie sind wenig bereit, mit der Polizei zu kooperieren, was die Ermittlungen erheblich erschwert. Diese Organisationen sind nicht nur in ihrer eigenen Kriminalität aktiv, sondern arbeiten auch häufig mit anderen kriminellen Gruppen zusammen, um ihre Machtinteressen durchzusetzen. Die Rockerkriminalität hat sich in den letzten Jahren in ihrer Intensität und Vielfalt deutlich verändert.
Ein Blick auf die Geschichte der Rockerszene
Historisch betrachtet, entstand die nordische Outlaw-Biker-Kultur in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren in Schweden, wuchs aber bald über die Grenzen hinaus. Die frühesten Motorradclubs in Dänemark und Finnland repräsentierten eine ähnliche Entwicklung. Ein Hauptakteur in dieser Bewegung sind die Hells Angels, die 1980 in Skandinavien aktiv wurden und in der Folgezeit ihre Dominanz innerhalb der Rockerszene etablierten. Zusammen mit den Bandidos waren sie maßgeblich an der Eskalation von Gewalt in Dänemark und Schweden beteiligt, was zu einem Biker-Krieg führte, der zwischen 1994 und 1997 stattfand und zahlreiche Menschenleben forderte.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die aktuelle Welle von Gewalt in Köln und Umgebung eine besorgniserregende Entwicklung innerhalb der Rockerkriminalität darstellt. Trotz vorheriger Erfolge in der Reduzierung der Mitgliederzahlen und der Gründung spezieller Einheiten bleibt die Lage angespannt. Ob und wie die Behörden zukünftige Konflikte zwischen den Gruppierungen eindämmen können, bleibt abzuwarten.
Für weitere Informationen über die aktuellen Ereignisse in der Rockerszene und die entsprechenden staatlichen Maßnahmen verweisen wir auf die Berichte von Focus, Wikipedia und BKA.