Am 16. Januar 1966 starb die prominente deutsch-jüdische Dichterin und Philosophin Margarete Susman in Zürich im Alter von 93 Jahren. Geboren als Margarete von Bendemann am 14. Oktober 1872 in Hamburg, war Susman bekannt für ihre tiefgründige Lyrik und ihre kritischen Essayarbeiten. Ihr erster Gedichtband „Mein Land“ erschien 1901 und erregte sofort Aufmerksamkeit. Neben ihrer Lyrik verfasste sie Hunderte von Essays und mehrere literarisch-kritische Werke. Unter anderem gilt ihr Buch „Das Buch Hiob und das Schicksal des jüdischen Volkes“ (1946) als eine der frühesten theologischen Reaktionen auf den Holocaust.
Susman lebte viele Jahre in Frankfurt, bevor sie 1933 vor den Nationalsozialisten nach Zürich floh, wo sie den Großteil ihres Lebens verbrachte. Auch nach ihrer Emigration blieb sie literarisch aktiv und trug unter anderem zur Frankfurter Zeitung sowie zu Buber’s Journal „Der Jude“ bei.
Musikalische Hommage an Margarete Susman
Im Zuge der Wiederentdeckung ihres Werkes unterstützt das Buber-Rosenzweig-Institut die Vertonung ihrer Gedichte. Martin J. Kudla, Doktorand am Institut, entdeckte rund 60 Vertonungen von Susmans Lyrik in verschiedenen Archiven und Bibliotheken. Einige dieser musikalischen Umsetzungen liegen lediglich in Manuskriptform vor, andere wurden in kleinen Auflagen veröffentlicht. Möglicherweise illustrieren diese Werke den künstlerischen Einfluss, den Susmans Gedichte auf zeitgenössische Komponisten wie Clara Faisst und Jean Sibelius ausübten.
Anlässlich des 59. Todestages von Margarete Susman findet am 16. Januar 2025 um 18.15 Uhr im PA-Gebäude der Goethe-Universität ein Konzert statt, welches eine Auswahl dieser neu entdeckten Lieder präsentiert. Die Mezzosopranistin Alice Lackner wird die Stücke zusammen mit dem Pianisten Jascha Nemtsov aufführen. Dieses Konzert wird durch den Forschungsverbund „Dynamiken des Religiösen“, das Buber-Rosenzweig-Institut sowie den Frankfurter Verein Musica Judaica organisiert.
Der kreative Nachlass
Zusätzlich zum Konzert wird ein kommentierter Notenband mit den Vertonungen von Susmans Gedichten in Vorbereitung gegeben. Des Weiteren arbeitet das Buber-Rosenzweig-Institut an einer Edition von Susmans Briefen, die spannende Einblicke in ihr Leben und ihre Gedanken bieten sollen. Bei einer Tagung im September 2022 in München, die auf ihren 150. Geburtstag anspielte, wurden bereits einige ihrer vertonten Werke aufgeführt, was das bestehende Interesse an ihrer Kunst weiter bestärkt hat.
Margarete Susmans literarisches Erbe umfasst neben ihren Gedichtbänden auch bedeutende Prosa, wie „Das Wesen der modernen deutschen Lyrik“ (1910) und „Der Expressionismus“ (1918). Ihren Einfluss spürt man bis heute, und die Neuinterpretationen ihrer Werke in musikalischer Form sind eine willkommene Hommage an ihr vielfältiges Schaffen. Die Suche nach ihren Vertonungen und die Pflege ihres künstlerischen Erbes tragen dazu bei, diese bemerkenswerte Künstlerin in das Bewusstsein einer neuen Generation von Kunst- und Literaturfreunden zurückzubringen.
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