Missbrauchsfälle in Italien: Eine unerforschte Realität und die Suche nach Prävention

Die katholische Kirche in Italien zählt weltweit zu den zehn am stärksten von Missbrauch betroffenen Ortskirchen. John Joseph Kennedy, Leiter des vatikanischen Glaubensdikasteriums, äußerte sich diesbezüglich bei einem Kongress in Rom. Eingeladen hatten die Italienische Bischofskonferenz und die Vatikan-Botschaft. Neben Kennedy nahmen auch der kolumbianische Weihbischof Luis Manuel Ali Herrera und Generalsekretär Giuseppe Baturi an der Veranstaltung teil. Die Zusammenarbeit zwischen Vatikan und italienischen Bischöfen in Bezug auf Missbrauchsfälle wurde grundsätzlich positiv bewertet.

Der Kongress konzentrierte sich vor allem auf eine Evaluierung von Missbrauchsfällen in Italien der letzten 20 Jahre, sowohl in der Zivilgesellschaft als auch im Sportbereich. Vertreter von verschiedenen Institutionen und Initiativen sprachen über Aufarbeitung und Prävention von Missbrauch. Darunter waren unter anderem eine Polizistin, die sich auf Cyberkriminalität und insbesondere Pädopornographie spezialisiert hat, sowie ein Mitarbeiter der Hilfsorganisation „Telefono azzurro“, die sich für die Rechte von Kindern und Jugendlichen einsetzt.

Im Gegensatz zu Ländern wie Deutschland oder Frankreich gibt es in Italien bisher keine nationale Studie zu den Missbrauchsfällen. Aktuell werden nur Fälle seit dem Jahr 2000 untersucht und aufgearbeitet. Die Diözese Brixen-Pozen hat als erstes Bistum in Italien im letzten Jahr eine Studie in Auftrag gegeben, die systematisch alle Fälle seit 1964 untersuchen soll.