Paderborn

Lebendige Träume und magische Geschichten: Saša Stanišićs neues Meisterwerk

Im Mittelpunkt von Saša Stanišićs neuem Buch „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“ steht die Sehnsucht nach einem neuen Leben. Das Werk umfasst zwölf Erzählungen, in denen verschiedene Protagonisten in ihrem Wunsch nach Veränderung und Neugestaltung ihres Lebens thematisiert werden. Stanišić fügt dem Erwachsenenwerk Elemente aus der Kinderwelt hinzu, wie Szenen der Träumerei, Magie und sogar Science Fiction, die er geschickt mit realistischen Begebenheiten und eigenen Migrantenhintergründen kombiniert.

Die erste Geschichte, „Neue Heimat“, eröffnet den Erzählband mit vier Jungen, darunter der sechzehnjährige Saša, die einen heißen Sommertag im Jahr 1994 im Weinberg verbringen. Das Motiv eines Proberaums für das Leben wird hier eingeführt, der es den Menschen ermöglichen würde, zehn Minuten ihrer Zukunft zu probieren und bei Gefallen einzuloggen. Diese Idee wird in verschiedenen Varianten im Buch weiterentwickelt, wie beispielsweise bei Dilek, einer Türkin, die sich durch eine unerwartete Möglichkeit aus ihrem Alltag herausgelöst sieht.

Ein zentrales Element ist die Figur der Witwe Gisel, die sich nach Jahren der Einsamkeit nach einer neuen Bekanntschaft sehnt. Bei dem beständigen Gießen des Grabes ihres verstorbenen Mannes versucht sie durch die Positionierung ihrer Gießkanne ein Signal zu setzen. In einer Kaskade von Gedankenspielen erforscht sie die Ups und Downs dieses einfachen akustischen Signals, was amüsante, melancholische und träumerische Momente herbeiführt.

Stanišićs Erzählband ist ein weiterer Beleg für seine beeindruckende Sprachkunst. Als deutsch-bosnischer Schriftsteller zeigt er sich wortschöpferisch, poetisch und mehrdeutig. Mit einer Vielfalt und Tiefe in seinen Erzählungen gelingt es Stanišić, den Leser in ein funkelndes Sprachlabyrinth zu führen, das gleichzeitig herausfordernd und faszinierend ist.

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Mit einem Portfolio, das mehr als zwei Jahrzehnte Berufserfahrung umfasst, ist der freie Redakteur und Journalist Konrad l. Schneider ein fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft.
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