In Nordrhein-Westfalen setzt die Polizei seit einigen Monaten verstärkt auf Messertrageverbote für bestimmte Personen, um der wachsenden Messergewalt entgegenzuwirken. Diese Maßnahmen wurden von Innenminister Herbert Reul (CDU) als Teil eines umfassenden Sicherheitskonzepts unterstützt. Besonders in Dortmund hat die Polizei ein umfassendes Waffentrageverbot für jugendliche Intensivtäter sowie Personen mit Messervergangenheit eingeführt. Bis Ende 2024 wurden in der Stadt insgesamt 112 Messertrageverbote ausgesprochen, wobei bei Kontrollen fünf Verstöße festgestellt wurden. Ein Zwangsgeld von 250 Euro wird bei einem ersten Verstoß erhoben, bei einer Wiederholung sind es sogar 500 Euro. Zudem kann das Messer sichergestellt werden.
Über 400 Personen wurden in Dortmund und Lünen identifiziert, die unter das Verbot fallen. Auch in anderen Städten wie Bonn, Mönchengladbach, Recklinghausen und Hagen wurden ähnliche Maßnahmen ergriffen, die zwischen fünf und 48 Messertrageverbote zur Folge hatten. In Bonn beispielsweise wurden seit August 48 Verbote ausgesprochen, von denen 32 bereits in der Umsetzung sind. In Hagen gab es bislang keine Verstöße gegen die Waffentrageverbote, während in Mönchengladbach und Recklinghausen starke Kontrollen vorgenommen wurden.
Sinkende Fallzahlen oder nur ein Trend?
Im Hinblick auf die Wirksamkeit der Messertrageverbote ist eine kriminalistische Einschätzung bislang schwierig, da diese Verbote erst vor Kurzem in Kraft traten. Laut einer Analyse des Landeskriminalamts wurde ein Anstieg der Messergewalt in Nordrhein-Westfalen beobachtet. In Dortmund stiegen die Messerstraftaten zwischen 2021 und 2023 von 199 auf 286, was einem Zuwachs von 44 Prozent entspricht. Um dieser Welle entgegenzuwirken, wurde im Mai 2024 eine Task Force gegründet, die neben der Steigerung der Aufklärungsquote auch das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung stärken soll.
Zusätzlich zu den Messertrageverboten hat die Polizei präventive Maßnahmen ergriffen, darunter Vortragsreihen an Schulen sowie Selbstsicherheitskurse für Frauen. Diese Initiativen sollen insbesondere jugendliche Intensivtäter erreichen und in Verbindung mit individuellen Waffentrageverboten langfristig zur Senkung der Kriminalität beitragen.
Klares Lagebild und zukünftige Maßnahmen
Wie Innenminister Reul in einem kürzlich präsentierten Lagebild betonte, gab es im Jahr 2023 rund 3.500 Messerstraftaten – ein besorgniserregender Anstieg von 43 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besorgniserregend ist außerdem, dass 15 Menschen im Jahr 2023 nach einem Messerangriff starben. Viele der Tatverdächtigen sind männlich, unter 21 Jahre alt und agieren häufig in den Abendstunden im Freien. Etwa 45 Prozent der Verdächtigen besitzen keinen deutschen Pass, was laut Reul die Notwendigkeit unterstreicht, mehr über die Täterstrukturen zu erfahren.
Das Bekämpfungskonzept gegen die Messergewalt sieht individuell angepasste Maßnahmen pro Kreispolizeibehörde vor. Geplant sind unter anderem die Einrichtung von Waffenverbotszonen, die verstärkte Präventionsarbeit in Flüchtlingsunterkünften sowie strategische Fahndungsmaßnahmen. Diese Maßnahmen sind Teil eines stetigen Prozesses, um die Sicherheit in Nordrhein-Westfalen zu erhöhen und zukünftige Messerangriffe zu verhindern.
Für weitere Informationen und eine tiefere Einsicht in das Thema können die Berichte auf dewezet.de, polizei.nrw und polizei.nrw nachgelesen werden.