Im Prozess gegen eine mutmaßliche Drogenbande in Düsseldorf stehen aktuell fünf Männer und drei Frauen vor Gericht, die beschuldigt werden, im Auftrag der italienischen Mafia sowie der ’Ndrangheta Kokain geschmuggelt zu haben. Der Prozess hat heute begonnen und findet im Hochsicherheitstrakt des Düsseldorfer Oberlandesgerichts statt, da der Schwurgerichtssaal in Wuppertal renoviert wird. Die die Angeklagten haben ein Alter zwischen 36 und 64 Jahren, wobei der Hauptbeschuldigte, ein 64-Jähriger aus Hattingen, mit Einnahmen von 2,2 Millionen Euro aus dem Drogenhandel konfrontiert wird. Laut Anklage haben die Mitglieder der Bande über Jahre hinweg in mehr als 50 Kurierfahrten fast 900 Kilogramm Kokain transportiert, wobei die Schmuggelrouten über Belgien oder die Niederlande nach Italien und zurück führten. Das Kokain wurde unter der Rückbank eines speziell umgebauten VW Touareg versteckt, um Zollkontrollen zu umgehen.
Wie RP Online berichtet, war das Kokain vor dem Transport sorgfältig in Folien verschweißt worden, um Spürhunde an den Grenzen zu täuschen. Der VW Touareg fiel durch unauffällige Kennzeichen auf und wurde von einem Mann und einer Frau gefahren, die auf den ersten Blick wie ein normales Paar wirkten. Die Staatsanwaltschaft geht jedoch davon aus, dass die beiden Teil einer organisierten Bande sind, die im Rahmen eines großangelegten Drogenhandelsnetzwerks funktionierte.
Der Hintergrund des Drogenhandels
Die ’Ndrangheta hat sich als besonders mächtig auf dem europäischen Kokainmarkt etabliert und gilt als gefährlicher als andere Mafia-Organisationen wie die Cosa Nostra oder die Camorra. Der Prozess baut auf Ermittlungen auf, die im Mai 2023 mit einer Großrazzia in Nordrhein-Westfalen starteten, bei der über 500 Polizisten 51 Objekte durchsuchten. Der Drogenhandel gestaltet sich als äußerst komplex, wobei Kokain häufig in Containern mit Obst und Gemüse nach Europa geschmuggelt wird. Die Drogen gelangen über niederländische Überseehäfen, darunter Rotterdam, das als eines der größten Einfallstore für Kokain in Europa gilt.
Laut Zeit Online sind die Ermittlungen Teil größerer Bemühungen der Behörden, der organisierten Kriminalität entgegenzuwirken. Der Staatsanwalt schätzt, dass der Hauptangeklagte bei vollständigem Geständnis zu einer Strafe von etwa zwölf Jahren verurteilt werden könnte, während die anderen Angeklagten mit Strafen zwischen vier und zehn Jahren rechnen müssen. Die Taten, die im Fokus des Verfahrens stehen, spiegeln die Herausforderungen wider, denen die europäischen Sicherheitsbehörden gegenüberstehen.
Einblicke in die Drogenkriminalität in Europa
Der Drogenhandel in Europa hat dramatische Ausmaße angenommen. Ermittler schätzen, dass in den letzten Jahren nur etwa 10 % des geschmuggelten Kokains sichergestellt werden konnten. Der Verkaufswert von Kokain in der EU betrug im Jahr 2020 zwischen 7,7 und 10,5 Milliarden Euro. Die hohe Nachfrage nach Kokain, insbesondere in europäischen Großstädten, trägt zur anhaltenden Kriminalität bei. In Antwerpen, einer der wichtigsten Ports für den Drogenhandel, wurden 2022 rund 110 Tonnen Kokain sichergestellt; in Rotterdam waren es 52 Tonnen.
Ein jüngstes Beispiel für den internationalen Drogenhandel ist die Zerschlagung des verschlüsselten Netzwerks Encrochat im Jahr 2020, was in mehreren europäischen Ländern zu über 6.500 Festnahmen führte. Trotz der Erfolge der Polizei bleiben die Straßenpreise konstant, was darauf hindeutet, dass der Schmuggelstrom weiterhin stabil ist. Behörden arbeiten eng zusammen, um die Herausforderungen der Drogenkriminalität zu bewältigen und setzen auf Maßnahmen wie Geldwäschebekämpfung und Konsumentenprävention, um die Nachfrage zu verringern.
Der Prozess in Düsseldorf wird am 10. Februar fortgesetzt und dürfte weitere Einblicke in das Netzwerk und die Auswirkungen der italienischen Mafia auf den europäischen Drogenhandel bringen.