Während des Abbaus eines Einbauschrankes im „Ramrath“-Haus am Westwall 54 in Krefeld stießen Lukas und Käthe auf einen jahrzehntealten Brief, der 1946 verfasst wurde. Diese Entdeckung erfolgte, um die einfach verglasten Fenster des Hauses auszutauschen. Der verschollene Brief von Marie Agnes Rolfes, geboren Ramrath, offenbart Hintergrundinformationen über die Familie und das Schicksal des Hauses, das 1907 von Johann und Christine Ramrath in Krefeld-Uerdingen als Plissee-Brennerei gegründet wurde.

Die Familie Ramrath zog 1922 in die Krefelder Südstadt und erlebte die Zerstörung ihres Wohnhauses während des Zweiten Weltkriegs. Im Brief beschreibt Marie Agnes Rolfes eindrücklich die Nöte ihrer Familie, die beim Großangriff am 14. Oktober 1944 im Keller Schutz suchte. An jenem Tag wurde Krefeld mit gewaltigen Bombenangriffen getroffen, die das Leben zahlreicher Zivilisten veränderten. Die Bombardierung führte zur Zerstörung ihres Hauses, und die Familie flüchtete in ein kleines Dorf im Sauerland.

Ein Blick in die Vergangenheit

Der Brief enthält nicht nur persönliche Erinnerungen, sondern thematisiert auch die Schreckensherrschaft Adolf Hitlers sowie die Rückkehr der Familie unter schwierigen Bedingungen nach dem Krieg. Die Zeit nach dem Krieg war geprägt von Entbehrungen, da Lebensmittel rationiert waren und die Bedingungen des Wiederaufbaus alles andere als einfach waren. In 1946 gelang der Familie schließlich der Neubau des Ramrath-Hauses, was Rolfes mit Dankbarkeit und Hoffnung verknüpft.

Der mittlerweile gefundene Brief wurde 1988 als Teil einer Zeitkapsel hinter dem Einbauschrank versteckt, zusammen mit einer Tageszeitung, einem aktuellen Spiegel-Magazin, Glücksbringern, Fotos und Münzen. Lukas entdeckte diese Zeitkapsel 36 Jahre später, was ihn und Käthe dazu bewegte, den ehemaligen Besitzer Axel Brunner über den Fund zu informieren. Er zeigte sich zunächst zögerlich, den Inhalt des Briefes zu lesen, entschied sich jedoch schließlich dazu.

Gemeinsame Erinnerungen teilen

In der Adventszeit versammelten sich alle Beteiligten, um alte Fotos und Erinnerungsstücke auszutauschen. Das Paar übergab den Brief an das Krefelder Stadtarchiv, damit er der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann und zukünftigen Generationen als Zeitzeugin der Geschichte dient. Rolfes‘ Brief endet mit einer Botschaft der Hoffnung und dem Glauben an eine bessere Zukunft, was umso eindringlicher erscheint, wenn die Erlebnisse der Familie im Kontext der damaligen Zeit betrachtet werden.