Köln

Verkehrspolitische Entscheidung in Köln: Tunnel oder oberirdischer Ausbau?

Ein Experte diskutiert über die Zukunft der Ost-West-Achse in Köln

Als eine der bedeutendsten verkehrspolitischen Entscheidungen der letzten zwei Jahrzehnte steht die Wahl zwischen einem Stadtbahntunnel oder einer oberirdischen Ertüchtigung der Ost-West-Achse in Köln kurz bevor. Wir haben mit Dr.-Ing. Volker Stölting, einem Professor für Schienenverkehr und öffentliche Verkehrssysteme an der TH Köln, gesprochen, um seine Einschätzung zu diesem Thema zu erhalten.

Die Herausforderungen bei der Einführung von 90-Meter-Stadtbahnen

Ein zentrales Ziel ist es, die Kapazität der Stadtbahntrasse zwischen Aachener Weiher und Heumarkt schnell zu erhöhen. Die Nutzung eines Tunnels würde jedoch aufgrund der langen Bauzeit dieses Ziel verzögern. Eine oberirdische Lösung, die zunächst bestehende 60-Meter-Bahnen intensiver einsetzt und den Takt pro Linie auf einen Fünf-Minuten-Intervall verdichtet, könnte schneller realisiert werden. Die Nutzung von 90-Meter-Bahnen würde jedoch eine Ausnahmegenehmigung erfordern, die in der Region Köln bisher noch nicht existiert.

Die Bedenken hinsichtlich einer Tunnellösung

Im Gegensatz zu anderen Städten in Deutschland wie Hannover, wo längere Bahnen speziell für besondere Anlässe zugelassen sind, scheint die Genehmigung für 90-Meter-Stadtbahnen in Köln zweifelhaft. Dies liegt vor allem an den Fußgängerbereichen und engen Passagen entlang der Ost-West-Achse. Dr.-Ing. Stölting betont, dass im Tunnel die Möglichkeit besteht, 100-Meter-Bahnen zu betreiben, da die Bahnsteige dort entsprechend lang sind und keine Hindernisse existieren.

Argumente gegen einen Stadtbahntunnel

Neben den langen Bauzeiten und den hohen Kosten eines Tunnels weist Dr.-Ing. Stölting auf die Komplexität und den Zeitverlust für Fahrgäste hin, die tiefere Bahnsteige nutzen müssten. Darüber hinaus wäre der Fahrzeitvorteil für Passagiere minimal, da betriebliche Effizienzgewinne für die KVB im Vordergrund stehen.

Überlegungen zur städtebaulichen Entwicklung

Die Diskussion um die Ost-West-Achse berücksichtigt auch städtebauliche Aspekte, insbesondere die Reduzierung von Konfliktpunkten zwischen Auto- und Stadtbahnverkehr. Durch eine gezielte Neuordnung der Verkehrsströme könnte die oberirdische Achse effizienter gestaltet und sicherer für alle Verkehrsteilnehmer gemacht werden.

Die Zukunft der Ost-West-Achse in Köln

Dr.-Ing. Stölting betont die Notwendigkeit einer umfassenden Planung, die den Fahrgastwechsel beschleunigt und den Takt der Stadtbahnen verdichtet. Durch zusätzliche Bahnsteige an strategischen Standorten könnte die Kapazität der Ost-West-Achse weiter gesteigert werden.

Zahlen und Fakten zur Ost-West-Achse

  • Die Vorlage zum Variantenentscheid für die Ost-West-Achse umfasst 56 Anhänge, was sie zu einer der umfangreichsten Vorlagen in der Geschichte des Kölner Stadtrats macht.
  • Der tiefste Bahnsteig am Rudolfplatz läge bei einer Tunnelvariante 29 Meter unter der Oberfläche.
  • Die Achse erstreckt sich über 2,5 Kilometer und umfasst verschiedene Verkehrsknotenpunkte.
  • Bei der oberirdischen Variante müssten 8 Bäume am Neumarkt gefällt werden, während der Tunnelbau sowohl Fällungen als auch Neupflanzungen von Bäumen erfordern würde.
  • Die oberirdische Ertüchtigung würde etwa 190 Millionen Euro kosten, während ein Tunnelbau sich auf rund 1 Milliarde Euro belaufen würde.
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