Die RTL2-Dokumentation „Hartes Deutschland“ gibt einen erschütternden Einblick in das Leben obdachloser und suchtkranker Menschen in Köln. Im Fokus stehen zwei Frauen, Wiebke und Katrin, deren dramatische Veränderungen in den letzten zwei Jahren dokumentiert werden. Sie kämpfen nicht nur mit der Obdachlosigkeit, sondern auch mit den derbe physischen und psychischen Folgen ihres Drogenkonsums. Während Katrin Substitutionsmittel gegen ihre Heroinsucht erhält, zeigen beide Frauen körperliche Spuren dieser verzweifelten Lebensrealität, etwa in Form eingefallener Gesichter und anhaltender gesundheitlicher Probleme.

Seit 2022 begleitet RTL2 die Frauen, die ein Paar in der Drogenszene sind – eine Seltenheit. Ihr Alltag ist geprägt von Klinikaufenthalten, Schmerzen und dem ständigen Streben nach Drogen. Wiebke lag aufgrund von Nierenversagen zwei Monate auf der Intensivstation, eine direkte Folge ihres Drogenkonsums. Katrin musste aufgrund eines Abszesses, der auf ihre Wirbelsäule drückte, das Laufen neu erlernen und kämpft zusätzlich mit offenen Wunden sowie Knieproblemen. Für Katrin war es ein wichtiger Schritt, zeitweise stabil bei ihrer Mutter zu leben, jedoch bleibt die Kölner Innenstadt für sie ein gefährlicher Ort, da sie dort alten Bekannten aus der Drogenszene begegnet.

Rückfälle und emotionale Belastungen

Der Druck und die Erinnerungen an ihre verstorbene Schwester, die ebenfalls süchtig war, belasten Katrin stark und fördern ihre Rückfälle. In einer der jüngsten Episoden, die am 27. Februar ausgestrahlt und in der RTL+ Mediathek zur Verfügung steht, wird deutlich, wie herausfordernd es für sie bleibt, der Sucht zu entkommen. Der Fall der beiden Frauen verdeutlicht eine breite Problematik: Obdachlosigkeit wird als eine extreme Form der sozialen Ausgrenzung mit gravierenden negativen Auswirkungen auf die Gesundheit beschrieben.

Laut einem Leitfaden über die gesundheitlichen und sozialen Maßnahmen für drogenkonsumierende Obdachlose sind die zugrunde liegenden Probleme vielfältig. Personen in dieser Situation haben oft keinen festen, dauerhaften und akzeptablen Wohnraum, was ihre Gesundheitsrisiken erheblich erhöht. Der Mangel an Informationen über spezifische Gruppen wie Frauen oder Jugendliche erschwert die Angebotserstellung von Hilfsdiensten zusätzlich. Insgesamt waren vor COVID-19 schätzungsweise 700.000 Menschen in Europa obdachlos, mit einem Anstieg um 70% in den letzten zehn Jahren.

Europäische Maßnahmen gegen Obdachlosigkeit

Die Europäische Union hat sich das Ziel gesetzt, Obdachlosigkeit bis 2030 zu beenden. Nationale Aktionspläne beinhalten spezifische Maßnahmen für obdachlose Drogenkonsumenten, jedoch gibt es keine einheitlichen Lösungen. Das „Housing First“-Konzept wird als wirksame Strategie zur Bekämpfung von Obdachlosigkeit herausgestellt, da es den Zugang zu notwendigen Gesundheitsdiensten und Drogenbehandlungen unterstützt. Der Zugang zu Gesundheitsversorgung und Behandlungen ist oft stark erschwert, was die Notwendigkeit wirksamer, geschlechtsspezifischer Ansätze und integrierter Strategien verdeutlicht.

Die Erklärung von Lissabon, die von europäischen Institutionen und Regierungen der EU-Mitgliedstaaten unterzeichnet wurde, markiert den Beginn eines kooperativen Prozesses zur Bekämpfung der Obdachlosigkeit. Die Plattform zur Bekämpfung der Obdachlosigkeit wird die Evidenz über diese Problematik verstärken und den Zugang zu Finanzierungsmitteln verbessern. So ist es unerlässlich, den stigmatisierten Zustand von obdachlosen Drogenkonsumenten zu ändern und ihre spezifischen Bedürfnisse in den Fokus zu stellen.

Die Geschichten von Wiebke und Katrin aus „Hartes Deutschland“ sind nicht nur individuelle Schicksale, sondern stehen symbolisch für eine drängende gesellschaftliche Herausforderung, die durch geeignete Maßnahmen in der Gesundheits- und Sozialpolitik angegangen werden muss.