Die Vegetationsgeschichte Deutschlands ist das zentrale Thema eines neu veröffentlichten Standardwerks, das von Forscherinnen und Forschern der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft herausgegeben wurde. Dieser umfassende Band mit dem Titel „Vegetationsgeschichte der Landschaften in Deutschland“ stellt die erste detaillierte Darstellung der Vegetationsentwicklung im Land seit über 70 Jahren dar. Das Buch zielt darauf ab, insbesondere Fragen zur früheren Bewaldung und Landwirtschaft sowie deren Auswirkungen auf die Umwelt zu beantworten.

Die Idee für das Nachschlagewerk entstand bereits im Jahr 2010. Ingesamt haben 65 Autorinnen und Autoren zu 39 Kapiteln beigetragen. Die Kapitel beschreiben die Entwicklung der Landschaft von Kältesteppe zu dichten Wäldern und dokumentieren den Beginn des Ackerbaus bis hin zur heutigen Kulturlandschaft. Die Grundlage für diese Rekonstruktion bildet die Pollenanalyse, die seit über einem Jahrhundert in der Forschung verwendet wird und erstmals standardisierte Pollendiagramme mit zeitlicher Vergleichbarkeit umfasst.

Inhalt und Struktur des Werkes

Das Werk besteht aus sechs Einleitungskapiteln sowie 23 Exkursionen zu Land- und Ressourcennutzung, Naturphänomenen und methodischen Aspekten. Durch diese vielseitige Betrachtung wird eine historische Perspektive auf sowohl naturnahe als auch menschlich geprägte Ökosysteme gegeben. Besonders erwähnenswert ist die reichhaltige Bebilderung, die den aktuellen Forschungsstand veranschaulicht und eine breite Zielgruppe anspricht, darunter Wissenschaftler und an Vegetation, Klima und Landnutzung interessierte Personen.

Die Pollenanalyse, welche auch in anderen Kontexten wie der Kriminalistik zur Ortsermittlung von Beweisstücken eingesetzt wird, hat sich als entscheidend erwiesen, um die Vegetationsgeschichte Europas umfassend zu rekonstruieren. Während des Zeitraums seit 9000 v. Chr. war Mitteleuropa überwiegend von Birken- und Kiefernwäldern geprägt, und ab etwa 7000 bis 6000 v. Chr. erstreckten sich ausgedehnte Wälder aus Eichen, Ulmen, Linden, Eschen und Ahornen über die Region. Diese Erkenntnisse basieren auf den Arbeiten von renommierten Forschern wie Sir Harry Godwin, Knud Jessen und Elsbeth Lange, die wichtige Beiträge in diesem Forschungsfeld geleistet haben.

Bedeutung der Pollenanalyse

Die Pollenanalyse hat nicht nur einen hohen wissenschaftlichen Stellenwert, sondern bietet auch spannende Einblicke in die klimatische Vergangenheit. Sie erfasst nicht nur Holzpflanzen, sondern auch Kräuter, wodurch ein umfassendes Bild der damaligen Vegetation entsteht. Diese Untersuchungen sind essenziell, um die klimatischen Schwankungen über geologische Zeiträume hinweg zu dokumentieren. Die Arbeiten zur Vegetationsgeschichte, angeführt von Persönlichkeiten wie Rudolf Schütrumpf, der 1958 das Labor für Vegetationsgeschichte und Pollenanalyse an der Universität zu Köln gründete, haben maßgeblich zur Entwicklung dieses Fachgebiets beigetragen.

Zusammengefasst liefert das neue Buch über die Vegetationsgeschichte einen tiefen Einblick in die Landschafts- und Umweltentwicklung Deutschlands, gewährt eine wertvolle historische Perspektive und unterstreicht die Bedeutung der Pollenanalyse für die Forschung. Weitere Informationen zu den Inhalten und den wissenschaftlichen Hintergründen sind auf der Webseite der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel sowie in weiteren Facharbeiten zu finden.