Klaus Willbrand, der 83-jährige Kölner Antiquar und erfolgreiche „Bookfluencer“, ist am 29. Januar 2025 in einem Krankenhaus in Köln gestorben. Er hatte in den letzten Jahren durch seine kurzen Videos auf Instagram und TikTok große Popularität erlangt, in denen er über bedeutende Autoren wie Franz Kafka, Thomas Mann und James Joyce sprach. Willbrand gründete 2001 das „Antiquariat im Weyertal“ in Köln und pflegte seitdem eine große Auswahl an literarischen Schätzen.

Sein Antiquariat stand Anfang 2023 kurz vor der Schließung, da die Kundenfrequenz stark zurückgegangen war. Eine Idee von Daria Razumovych, seiner Geschäftspartnerin und befreundeten Lektorin, führte dazu, dass er begann, Videos zu produzieren, um sein literarisches Wissen mit einer breiten Öffentlichkeit zu teilen. Sein erstes Video wurde an Karfreitag 2023 veröffentlicht und entwickelte sich unerwartet schnell zu einem viralen Hit.

Erfolg auf Social Media

Innerhalb weniger Monate erreichte Willbrand beeindruckende Followerzahlen: Über 156.000 Abonnenten auf Instagram, mehr als 51.000 auf TikTok und über 3.500 auf YouTube. Mit seinem authentischen und sachkundigen Auftreten stellte er einen Gegenentwurf zu typischen Influencern dar. Seine klare Meinung zur Literatur, in der er beispielsweise Hermann Hesse als überschätzt bezeichnete und Werke von Marcel Proust und James Joyce empfahl, fanden bei den Nutzern großen Anklang.

Durch seine Aktivitäten auf Social Media erlebte sein Antiquariat eine Renaissance. Der Buchverkauf stieg sowohl online als auch im Laden, was auch zu einer Kooperation mit dem Suhrkamp-Verlag führte, der Willbrands Empfehlungen unterstützte. Die Sichtbarkeit durch soziale Medien wird im Literaturbetrieb immer wichtiger, da Leser direkt über Plattformen mit Autoren kommunizieren können und so neue Wege der Interaktion entstehen. Dies zeigt sich auch in der Arbeit von anderen Autoren, die aufgrund ihrer Followerschaft in Rezensionen erwähnt werden und mit den Lesern direkt in Kontakt treten.

Das Vermächtnis von Klaus Willbrand

Obwohl Klaus Willbrand nun verstorben ist, plant Daria Razumovych, sein Antiquariat im Sinne seines Vermächtnisses weiterzuführen. Dies war einer der letzten Wünsche des verstorbenen Antiquars. Zudem wird im Juni 2025 sein erstes Buch mit dem Titel „Einfach Literatur. Eine Einladung“ im S. Fischer-Verlag erscheinen. Klaus Willbrands Einfluss auf die Buchlandschaft und seine Fähigkeit, Literatur zugänglich zu machen, bleiben auch nach seinem Tod unvergessen.

Klaus Willbrandt war mehr als nur ein Antiquar; er war ein echter Vermittler der Literatur und hat durch seine Online-Präsenz zahlreichen Menschen neue Perspektiven auf klassische Werke eröffnet. Dieser Weg, die Literatur über soziale Medien zu teilen, zeigt eine wesentliche Veränderung in der Art und Weise, wie Leser und Autoren miteinander interagieren. Die Rolle des Antiquars als „Bookfluencer“ wird auch weiterhin Schule machen, in einer Welt, in der das digitale Format zunehmend die Kommunikationswege im Literaturbetrieb prägt.

zvw.de
merkur.de
deutschlandfunkkultur.de