Das Pariser Strafgericht wird nach einem längeren Verleumdungsprozess über Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen den Regisseur Roman Polanski sein Urteil fällen. Die britische Schauspielerin Charlotte Lewis hat Klage gegen den 90-jährigen Regisseur eingereicht, da er in einem Interview ihre Vergewaltigungsvorwürfe als Lüge bezeichnet hatte. Es bleibt unklar, ob Polanski persönlich vor Gericht erscheinen wird.
In einem Interview mit der Wochenzeitung „Paris Match“ im Dezember 2019 wies Polanski auf Aussagen von Lewis in einem englischen Magazin hin, in denen sie äußerte, dass sie von ihm fasziniert gewesen sei und seine Geliebte werden wollte. Lewis bestritt die Exaktheit zahlreicher ihr zugeschriebener Zitate aus dem Interview. Die Schauspielerin hatte 2010 Polanski beschuldigt, sie in den 1980er Jahren sexuell missbraucht zu haben, als sie 16 Jahre alt war. Sie hatte unter seiner Regie in dem Film „Piraten“ aus dem Jahr 1986 mitgespielt.
Polanski war bei Prozessbeginn im März nicht anwesend und ist seit 1978 vor den US-Behörden auf der Flucht. Eine Verurteilung des Regisseurs würde laut Lewis eine Form der Gerechtigkeit darstellen. In den vergangenen Jahren haben mehrere Frauen Polanski sexueller Übergriffe beschuldigt. Nach einer Anklage wegen Sex mit einer Minderjährigen in den USA gab Polanski zu, unerlaubten Sex mit einer 13-Jährigen gehabt zu haben, bestritt jedoch eine Vergewaltigung. Er floh aus den USA, als eine Verurteilung drohte, und hat das Land seitdem nicht mehr besucht.
Neue Vorwürfe gegen den Filmemacher wurden erst im März in den USA erhoben, und der Fall soll dort 2025 vor Gericht verhandelt werden. Die Entscheidung des Pariser Strafgerichts im aktuellen Prozess gegen Polanski wird mit Spannung erwartet und könnte weitere Konsequenzen für den bekannten Regisseur haben.