Die Flutkatastrophe im Juli 2021, die Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz heimsuchte, führte nicht nur zu unermesslichem Leid und Zerstörung, sondern förderte auch längst verborgene historische Schätze zutage. In Bad Münstereifel hat Norbert Liebing, ein ehemaliger Lehrer und Ehrenamtler für die LVR-Bodendenkmalpflege, bedeutende Entdeckungen gemacht, die im Rahmen eines Vortrags für den Kreisgeschichtsverein präsentiert werden. Der Titel des Vortrags lautet: „Durch Hochwasser freigelegte archäologische Befunde: Spurensuche in Bad Münstereifel“, und findet am Dienstag, den 28. Januar 2025, im Casino Euskirchen statt.
Während die Erft am 14. Juli 2021 durch das Heisterbacher Tor floss und dabei Schäden an einem umliegenden Haus verursachte, entdeckte Liebing in den Ruinen des Hauses Werkbrücke 1 Felsen, die vom Wasser umspült worden waren. Dies ist nur eine von vielen interessanten Funden, darunter ein unterirdischer Gang, der etwa 1,50 Meter hoch ist und einst vom Werk bis zum Haus führte. Historisch war das Werk (Gaffel) ein Tagungsraum der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft, der später als Hospital und Lazarett diente. Ein Hochwasser im Jahr 1818 hatte das Werk schwer beschädigt, und ein Wiederaufbau fand nicht statt.
Historische Erkundungen und Entdeckungen
Liebing hatte bereits vor der Flut Kenntnisse über einen Stollen, der unter der Stadtmauer verläuft. Nach den verheerenden Überschwemmungen wurde dieser Stollen vermessen und gezeichnet, wobei auch Kopfsteinpflaster entdeckt wurde. Weitere Funde, wie meterlange Holzpfosten, sind bei Arbeiten an der Freitreppe und auf dem Salzmarkt zu Tage gekommen, ebenso wie die Fundamente des früheren Satzvey’schen Hauses.
Die Flutkatastrophe hat jedoch nicht nur in Bad Münstereifel ihre Spuren hinterlassen. Die Flut an der Ahr beschädigte rund 50 archäologische Fundstellen, was die Landesarchäologie Rheinland-Pfalz vor erhebliche Herausforderungen stellt. Cliff Jost, kommissarischer Leiter der Landesarchäologie Koblenz, berichtete von der Bedrohung, die die Flut für die Überreste von Vorgängerbauten, wie Mühlen und Brücken, mit sich brachte. Unklar bleibt, inwieweit unerkannt gebliebene Fundstellen in überfluteten mittelalterlichen Ortskernen Schaden genommen haben.
Archäologische Herausforderungen
Die Ereignisse im Ahrtal zeigen, wie extrem Hochwasserereignisse nicht nur infrastrukturelle Probleme verursachen, sondern auch unersetzliche historische Werte gefährden. Beispielsweise waren die überfluteten Orte zum Teil sehr alte Siedlungsräume, in denen sich viele archäologische Relikte befinden könnten. Glücklicherweise blieben die Überreste römischer Gutshöfe, die erhöht am Hang errichtet worden waren, von der Flut unberührt und könnten eine wertvolle Informationsquelle für die Zukunft darstellen.
Die Auswirkungen der Flut auf die archäologischen Hinterlassenschaften im Rheinland sind weitreichend und werden noch lange nachwirken. Ein Blick in die Vergangenheit ist vor dem Hintergrund solcher Naturkatastrophen umso wichtiger, um ein Bewusstsein für den historischen Reichtum der Region zu schaffen und ihn zu bewahren. Informationen über die Folgen der Flutkatastrophe für die Archäologie im Ahrtal finden Interessierte auch unter archaeologie-rheinahreifel.de.