Heute, am 28. Februar 2025, gedenken die Menschen in Griechenland des tragischen Zugunglücks, das vor zwei Jahren in Tempi, nahe Larisa, stattfand. Bei der Kollision zwischen einem Güterzug und einem Intercity-Personenzug verloren 57 Menschen ihr Leben, darunter viele Studierende. Die Wut der Hinterbliebenen und der Bevölkerung richtet sich insbesondere gegen die Behörden, die ihrer Meinung nach nicht ausreichend für Gerechtigkeit gesorgt haben. In mehreren Städten, darunter Athen, Thessaloniki und Larissa, protestieren zehntausende Menschen, um ein Zeichen für die Aufklärung der Tragödie zu setzen.
In Athen zählten die Behörden bis zum frühen Nachmittag 170.000 Demonstrierende. Unter den Slogans, die die Protestierenden riefen, war der besonders prägnante: „Ich bekomme keinen Sauerstoff!“, eine Anspielung auf die letzten Worte eines Opfers. Dies verdeutlicht die emotionale Betroffenheit, die das Unglück hinterlassen hat. Ein neu veröffentlichter 178-seitiger Untersuchungsbericht hat zudem ergeben, dass die meisten Opfer nicht nur bei der Kollision, sondern auch bei einem nachfolgenden Brand starben. Es wird vermutet, dass möglicherweise hochexplosive Materialien transportiert wurden.
Die Proteste und ihre Hintergründe
Die Massenproteste, die als Reaktion auf diese Katastrophe nach dem Unglück zu beobachten sind, sind auch ein Ausdruck des tiefen Misstrauens der Bevölkerung gegenüber der Regierung. Umfragen zeigen, dass die Mehrheit der Griechen der Überzeugung ist, dass die Behörden die Katastrophe nicht ausreichend aufklären. Der griechische Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou bezeichnete die Tragödie als „dunkle Seite in unserer Geschichte“. Das Vertrauen in die Justiz ist ebenfalls erschüttert, da viele Hinterbliebene das Gefühl haben, nicht ernst genommen zu werden.
Bereits dreieinhalb Monate nach dem Unglück wurde die Mitte-Rechts-Regierung unter Kyriakos Mitsotakis wiedergewählt. Diese verspricht Reformen im Eisenbahnnetz, jedoch gibt es bisher kaum Fortschritte. Kritiker, insbesondere aus der Opposition, werfen der Regierung vor, Beweismittel zu vernichten und die Umstände des Unglücks zu vertuschen. Der Vorsitzende der Oppositionspartei Pasok, Nikos Androulakis, kündigte ein Misstrauensvotum im Parlament an, um politisches Handeln zu erzwingen.
Behauptungen und Zweifel an den Ermittlungen
Die laufenden Ermittlungen zu dem Unglück haben in der Bevölkerung viele Fragen aufgeworfen. Nach Berichten gab es bereits Hinweise, dass Behörden Beweismaterial möglicherweise manipuliert haben, einschließlich der mutmaßlichen Zubetonierung des Unglücksortes. Zudem wurden in veröffentlichten Aufnahmen der Zugkommunikation bestimmte Stellen herausgeschnitten. Während sich die Ermittlungen gegen mehr als 40 Tatverdächtige erstrecken, gibt es heftige Vorwürfe über die mangelhaften Sicherheitsstandards im griechischen Schienennetz, die als Ergebnis jahrelanger Vernachlässigung gewertet werden.
Diese Proteste, die von zahlreichen Studierenden und Lehrern unterstützt werden, reflektieren eine breitere Unzufriedenheit mit der staatlichen Führung und deren Verantwortung für die Sicherheit im öffentlichen Verkehr. Die Tragödie von Tempi wird als ein Beispiel für letztes Versagen wahrgenommen, das durch die anhaltende Unsicherheit im Bahnsystem verstärkt wird. Ein weiterer Vorfall mit einer falsch gestellten Weiche unterstreicht die nach wie vor bestehenden Sicherheitsprobleme. Der Druck auf die Regierung wächst, insbesondere angesichts der großen Zahl junger Menschen, die bei dem Unglück ihr Leben verloren haben.