Hagen

Nach Schild-Eklat: Kinderarztpraxis in Kirchheim revidiert Sprachregelung

Nach Wirbel um ein Deutschpflicht-Schild hat eine Kinderarztpraxis in Kirchheim unter Teck die Beschilderung entfernt, während sie an der Regel festhält, nur Patienten mit ausreichenden Deutschkenntnissen oder Dolmetschern zu behandeln, um eine sichere und effektive Behandlung zu gewährleisten.

In Kirchheim unter Teck sorgt eine kontroverse Entscheidung einer örtlichen Kinderarztpraxis für Aufsehen. Die Praxis entfernte ein umstrittenes Schild, das auf eine neue Regelung zur Sprachkenntnis der Patienten hinwies. Diese Entwicklung hat nicht nur direkten Einfluss auf die Patienten, sondern wirft auch ein Licht auf die Herausforderungen in der medizinischen Versorgung in multikulturellen Gesellschaften.

Hintergrund der Regelung

Der Kinderarzt Ulrich Kuhn und sein Team hatten eine interne Strategie entwickelt, um die Behandlungssicherheit zu gewährleisten. Seit etwa zwei Monaten war ein Hinweis angebracht, der die Kommunikation ausschließlich in Deutsch forderte. Patienten ohne ausreichende Deutschkenntnisse mussten sich einen Dolmetscher mitbringen, da eine Behandlung sonst abgelehnt werden könnte – es sei denn, es handelt sich um einen Notfall. Diese Regelung stieß auf heftige Diskussionen und Vorwürfe des Rassismus, die von den Ärzten entschieden zurückgewiesen wurden.

Bedarf an klarer Kommunikation

Die Betreiber der Praxis meldeten einen steigenden Bedarf nach klarer Kommunikation. Nach Aussagen von Dr. Kuhn haben immer mehr Eltern Schwierigkeiten, Deutsch zu sprechen, was die Diagnosestellung und Behandlung ihrer Kinder erheblich erschwert. Etwa 3.500 Kinder und Jugendliche werden pro Quartal in der Praxis behandelt, wobei rund jeder zweite Patient einen Migrationshintergrund hat. Das Fehlen von Sprachkenntnissen kann dazu führen, dass grundlegende Informationen nicht übermittelt werden, was die Behandlungsqualität beeinträchtigen kann.

Öffentliche Resonanz und Einfluss auf die Praxis

Der große Medienrummel hat dazu geführt, dass die Praxis die Entscheidung traf, das Schild abzuhängen. Kuhn äußerte, dass man die Botschaft für ausreichend verbreitet halte und die Patienten, die betroffen sind, informiert seien. Die Praxis möchte weiterhin sicherstellen, dass die medizinische Versorgung für alle Kinder gewährleistet ist, ohne Diskriminierung oder Vorurteile. Die Ärzte betonen, dass die vorherige Regelung nicht für die Öffentlichkeit gedacht war, sondern speziell für ihre Patienten.

Ein Blick in die Zukunft

Die Kinderarztpraxis plant, das Schild mit den Sprachvorgaben irgendwann wieder auszuhängen. Dies hängt von der Rückmeldungen der Patienten ab und von der Notwendigkeit, die Praxisregeln klar zu kommunizieren. Aktuell wird ein anderes Schild mit alternativen Praxisregeln ausgehängt.

Wichtigkeit der Diskussion

Diese Situation verdeutlicht ein wichtiges Thema in der medizinischen Versorgung – die Notwendigkeit einer effektiven Kommunikation zwischen Arzt und Patient insbesondere in einer zunehmend multikulturellen Gesellschaft. Die Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung erfordern flexible Lösungen und Empathie, um den Bedürfnissen aller Patienten gerecht zu werden.

Lebt in Bremen und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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