Die FernUniversität in Hagen hat einen innovativen Audiowalk entwickelt, der den historischen Kolonialismus in der Stadt aufgreift und hörbar macht. Der Rundgang führt zu sechs realen Stationen in der Hagener Innenstadt und thematisiert die oft vergessenen Geschichten und Orte, die mit der Kolonialgeschichte verbunden sind. Dr. Fabian Fechner und Barbara Schneider aus dem Lehrgebiet Geschichte Europas in der Welt sind die Initiatoren des Projekts, das 2018 in Zusammenarbeit mit lokalen Einrichtungen wie dem Hagener Heimatbund und dem Allerwelthaus begann.
Der Audiowalk dauert etwa 90 Minuten und ist so konzipiert, dass die Teilnehmer ein Smartphone oder Tablet sowie Kopfhörer benötigen. An den Stationen erzählen die Forscher selbst von den historischen Bezügen, während die Schauspielerin Davina Donaldson die Inhalte einordnet. Für interessierte Spaziergänger bietet die Webseite hagen.colonialtracks.de detaillierte Informationen sowie eine Route für den Audiowalk.
Die Bedeutung der Kolonialgeschichte
Der Kolonialismus wird häufig als fern und exotisch wahrgenommen, doch seine Spuren sind auch in Städten wie Hagen deutlich sichtbar. Die örtliche Geschichte ist eng mit kolonialen Aktivitäten zwischen 1830 und 1960 verbunden und zeigt Verbindungen zu kolonialen Kriegervereinen, Straßennamen und Wirtschaftstätigkeiten in Übersee. Ein Aspekt, den der Audiowalk thematisiert, ist das Geburtshaus des Entdeckers Burkhard Waldecker sowie das ehemalige Gesellschaftshaus Concordia. Zudem sind zusätzliche Silent Stations in Hohenlimburg und Haspe eingerichtet, die Bild- und Textinformationen bereitstellen, um das Verständnis für die Auswirkungen des Kolonialismus zu erweitern.
Die Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte hat seit 2020 an Bedeutung gewonnen und wird in Hagen mit dem Ziel verfolgt, ein gemeinsames Verständnis der komplexen Zusammenhänge zu fördern. Das Projekt wird finanziell unterstützt von Engagement Global und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, der Bezirksvertretung Hagen-Mitte sowie dem Hagener Heimatbund.
Veranstaltung und weitere Informationen
Am 15. Januar 2025 findet eine Veranstaltung unter dem Motto „Auf den Spuren des Kolonialismus in Hagen“ statt, die Teilnehmer ermutigt, mehr über diese geschichtsträchtigen Orte zu erfahren. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei, und eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Ein gedruckter Stadtplan zu den „Colonial Tracks“ ist kostenlos in der Touristinformation, Universitätsbibliothek und in der Studienberatung erhältlich.
Mit dem Audiowalk wird einem breiten Publikum ein neuer Blick auf die Stadt ermöglicht. Insbesondere sollen die Bürgerinnen und Bürger für die Spuren des Kolonialismus in Hagen sensibilisiert werden. Der Rundgang, der als interaktive Erfahrung gestaltet ist, reflektiert die komplexe Wechselwirkung zwischen kolonialer Vergangenheit und gegenwärtiger Realität und gibt Raum für Diskussionen über Rassismus und die Folgen kolonialer Strukturen in der Gesellschaft.