Derek Gimpel bringt eine packende Inszenierung von Bizets „Carmen“ auf die Bühne des Theaters Hagen, die sich am Original orientiert, allerdings mit einigen kreativen Wendungen. Besonders auffällig ist die Verlagerung der Schlussszene von der Stierkampfarena in ein Schlafzimmer, während der Kampf über eine TV-Schaltung lediglich angedeutet wird. Die Bühne, gestaltet von Britta Lammers, präsentiert sich mit mobilen Bergen und einem großen Halbrund aus rostfarbenen Platten, was der Vorstellung eine dynamische industrielle Atmosphäre verleiht. Die effektvolle Beleuchtung von Hans-Joachim Köster trägt zur mystischen Stimmung bei, besonders im dritten Akt.
In den Hauptrollen überzeugen Dorothea Brandt als Micaëla, die ihre Unschuld perfekt verkörpert, und Melissa Zgouridi als Carmen, die mit starker Präsenz begeistert. Jongwoo Kim bringt als Don José die innere Zerrissenheit seines Charakters glaubhaft zum Ausdruck, während Insu Hwang als Escamillo etwas blass bleibt. Der perfekt einstudierte Kinderchor des Theaters Hagen und das Philharmonische Orchester Hagen, unter der Leitung von Joseph Trafton, runden die Darbietung ab. Die Aufführung bietet eine beeindruckende Interpretation des oft klischeehaften Carmen-Stoffs, in der die dramatischen Beziehungsstrukturen im Vordergrund stehen und die musikalische Ausführung höchsten Ansprüchen genügt. Weitere Details sind hier zu finden.