Gespräche zwischen Israel und Hamas über die Fortsetzung der Waffenruhe im Gaza-Streifen stagnieren, während die erste Phase der Vereinbarung am heutigen Tag, dem 1. März 2025, ausläuft. Laut Bassem Naim, einem Mitglied des Hamas-Politbüros, haben die Verhandlungen vor der Abreise des israelischen Verhandlungsteams am Freitag keine Fortschritte gemacht. Das Abkommen, das am 19. Januar in Kraft trat und nach rund 15 Monaten Krieg eine Waffenruhe einleitete, sah vor, dass Kämpfe nicht wieder aufgenommen werden dürfen, solange die Gespräche über eine zweite Phase der Vereinbarung laufen. Diese zweite Phase soll die Rückkehr der verbleibenden Geiseln und das Ende des Konflikts im Gazastreifen umfassen. In der ersten Phase wurden 33 Geiseln gegen nahezu 2000 palästinensische Häftlinge ausgetauscht, jedoch bleibt die humanitäre Lage im Gazastreifen prekär, trotz der Verbesserung durch den Stopp der Kampfhandlungen und die erhöhten Hilfslieferungen.
Am 1. März 2025 läuft die erste Phase des Abkommens zum Austausch von Geiseln und Gefangenen aus. In den letzten sechs Wochen blieben die Waffen zwar inaktiv, doch die Einhaltung der Abmachungen war nicht immer gegeben. Israel hat von seiner Seite Truppenbewegungen und die Freilassung von Geiseln verzögert, was zu Spannungen führte. Ein Vorfall, bei dem eine Leiche statt der vermissten Geisel Shiri Bibas übergeben wurde, sorgte für Empörung. Israel gab an, dass eine forensische Untersuchung ergeben hatte, dass Bibas und ihre Kinder in Gefangenschaft ermordet wurden, während die Hamas behauptete, sie seien von einem israelischen Luftangriff getötet worden. Die bevorstehenden Gespräche über die zweite Phase, die unter anderem einen dauerhaften Waffenstillstand und die Freigabe von 59 Geiseln umfassen sollen, standen bisher still.
Verhandlungen und Perspektiven
Die aktuellen Verhandlungen finden in Kairo statt, wo Vertreter aus Israel, Katar, Ägypten und den USA teilnehmen. Hamas wird durch ägyptische und katarische Unterhändler repräsentiert. Israel hat eine Verlängerung der ersten Phase um sechs Wochen beantragt, in der weiterhin wöchentlich drei Geiseln übergeben werden sollen. Die Hamas hingegen drängt auf den Übergang zur zweiten Phase der Vereinbarung, die eine dauerhafte Waffenruhe sowie den Abzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen vorsieht. Die Unsicherheit darüber, ob die israelische Delegation am Samstag nach Kairo zurückkehrt, besteht weiterhin.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sieht sich steigenden Druck von rechtsgerichteten Koalitionsmitgliedern ausgesetzt, die eine Wiederaufnahme der Kämpfe fordern. Trotz des Interesses an einer Fortsetzung der Waffenruhe zur Freilassung weiterer Geiseln gibt es laut israelischen Beamten eine hohe Wahrscheinlichkeit für ein Scheitern der Verhandlungen. Oppositionsführer Yair Lapid hat einen Vorschlag unterbreitet, wonach Ägypten den Gazastreifen verwalten könnte, was jedoch von Ägypten abgelehnt wurde. Derweil gab es auch Diskussionen über einen Vorschlag für eine Technokratenregierung in Gaza.
Humanitäre Herausforderungen
Die humanitäre Lage im Gazastreifen bleibt weiterhin angespannt, trotz der Verbesserungen durch die Waffenruhe. Am 19. Januar, dem Tag des Inkrafttretens der Vereinbarung, erreichten über 630 Lastwagen mit Hilfsgütern die Region. Die Herausforderungen im Bereich des Wiederaufbaus, insbesondere hinsichtlich der Infrastruktur für Wohnhäuser, Wasserversorgung und medizinische Einrichtungen, sind nach dem verheerenden Konflikt weiterhin enorm. Ungeklärte Fragen zur zukünftigen Regierungsführung im Gazastreifen und zum Wiederaufbau stehen im Raum, während Israel eine Rolle der Palästinensischen Autonomiebehörde in Gaza ablehnt. Währenddessen erwarten die USA eine Rückkehr zum Frieden, wobei sowohl Präsident Joe Biden als auch der neu gewählte Präsident Donald Trump das Abkommen als Erfolg reklamieren.
In der Rückschau bleibt das ursprüngliche Ziel Israels, die Hamas zu zerschlagen, bislang unerfüllt. Die unsicheren Perspektiven und die fragilen Verhältnisse stellen die Verhandlungen vor erhebliche Herausforderungen. Für die Region wäre eine mögliche Verlängerung der Waffenruhe um weitere sechs Wochen das wahrscheinlichste Szenario, was jedoch von der Hamas abgelehnt wird.