Abu Muhammed Ghaith hat einen emotionalen Albtraum durchlebt, während er in der Leichenhalle des Nasser-Hospitals in Khan Younis, Gaza, nach seinem seit November vermissten Sohn Muhammed sucht. Bisher fand er nur unidentifizierte Körperteile und fragmentarische Überreste, was seine Trauer nur verstärkt. Muhammed, ein 17-jähriger Jugendlicher, hatte ein Auffanglager verlassen, um seine persönlichen Gegenstände aus ihrer zerstörten Wohnung in Rafah zurückzuholen. Solche Szenen sind in einem Gazastreifen, der von einem verheerenden Konflikt gezeichnet ist, mittlerweile leider Alltag. Nach 15 Monaten ununterbrochener Bombardierungen sind fast 2 Millionen Palästinenser vertrieben worden.
Die aktuellen Schätzungen der Todesopfer belaufen sich auf etwa 47.000, wobei der tatsächliche Verlust möglicherweise um 41 % höher sein könnte. Ein Bericht der UN geht davon aus, dass mehr als 10.000 Menschen unter den Trümmern begraben sind, während die Wiederherstellungsbemühungen bis zu drei Jahre in Anspruch nehmen könnten. Die Suche nach Vermissten hat viele Familiendramen hervorgebracht, die an Krankenhäuser strömen, um nach den Überresten ihrer Angehörigen zu suchen.
Herausforderungen bei der Identifizierung der Toten
Familien, die ihre Angehörigen vermissen, sind händeringend auf der Suche nach Antworten. Der Fall von Faraj Abu Mohsen ist besonders tragisch, da er Kleidungsstücke und Knochen seines Sohnes in der Nähe ihres zerstörten Hauses fand. Die Identifizierung der Überreste wird durch den Mangel an DNA-Testmöglichkeiten in Gaza erschwert, da Israel die Einfuhr notwendiger Ausrüstung einschränkt. Der Zugang zu forensischen Mitteln ist limitiert, nur drei Fachleute sind derzeit in der Region tätig. Dr. Ahmed Dhahir, ein Berater für forensische Medizin, betont den dringenden Bedarf an internationaler Hilfe für DNA-Tests und geschulte Spezialisten.
Die desaströsen humanitären Bedingungen in Gaza sind kein neues Phänomen. Laut einem Bericht von CESR sind seit 2007 die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Bedingungen durch die Blockade Israels und die Schließung von Tunneln durch Ägypten, die im Laufe der Jahre verschärft wurden, erheblich beeinträchtigt. Ein langfristiger Waffenstillstand wurde nach sieben Wochen Gewalt verkündet, jedoch blieb die humanitäre Lage angespannt. Der UNRWA-Kommissar-General betont, dass humanitäre Unterstützung die Würde und die Rechte der Bevölkerung nicht ersetzen kann.
Der Zustand der Zivilbevölkerung und der Infrastruktur
Zur Veranschaulichung der verheerenden Situation: 80 % der 1,8 Millionen Gaza-Bewohner sind Flüchtlinge, und über 60 % sind von Nahrungsmittelunsicherheit betroffen. Oxfam berichtet, dass die Zerstörung in Gaza die schlimmste seit fast 20 Jahren ist; 50.000 Häuser wurden zerstört oder beschädigt, wodurch mindestens 380.000 Menschen ihre Wohnungen verloren haben. Die Gesundheitseinrichtungen stehen vor unvorstellbaren Herausforderungen, mit überfüllten Krankenhäusern, die unter einem Mangel an Brennstoff, Medikamenten und medizinischen Hilfsmitteln leiden.
Die UN weist darauf hin, dass über 14.000 Patienten dringend spezialisierte Behandlungen außerhalb Gazas benötigen. Ein Teil der jetzt erfolgenden Wiederaufbauplanung scheint durch die Notwendigkeit versperrt zu sein, die Blockade zu beenden, die den wirtschaftlichen und sozialen Aufschwung des Gebiets hemmt. Es wird betont, dass von den gegenwärtigen Bedingungen abgesehen werden muss, um eine nachhaltige Lösung zu finden. Die UN-Mission hat neue Versorgungskanäle ausgehandelt, um Humanität und Grundversorgung bereitzustellen.
Eine Umfassende Lösung ist entscheidend: Politische Prozesse sind die einzigen Wege, um die anhaltende Notlage zu beheben. So berichtet die UNO, dass Krankheiten wie Polio wegen des Zusammenbruchs grundlegender Dienstleistungen in Gaza wieder aufgetreten sind. Es besteht ein dringender Bedarf an umfassender humanitärer Hilfe und der Rückkehr zu einem stabilen politischen Dialog.