In den letzten Wochen hat die israelische Armee ihre militärischen Aktivitäten im Westjordanland erheblich intensiviert. Besonders die Stadt Dschenin und deren Flüchtlingslager stehen im Fokus dieser Operationen. Ahmad Khanfar, ein Anwohner von Dschenin, beschreibt die dramatischen Szenen, als er mit einer Tasse arabischem Kaffee auf einem Hügel steht und einer Detonation im Flüchtlingslager zusieht. Die israelische Armee hat vermutlich ein Gebäude im Lager gesprengt. Khanfar, der mit seiner Familie vor den Kämpfen geflohen ist, lebt nun in einem Nothaus, das auf seinem eigenen Familienland errichtet wurde. Seine Familie teilt sich zwei kleine, kalte und regnerische Räume, was ihren Alltag enorm belastet.
Die militärischen Aktionen, die seit Mitte Januar andauern, sind die längsten ihrer Art seit zwei Jahrzehnten. Berichten zufolge sind mindestens 70 Palästinenser, darunter Kinder, bei diesen Operationen ums Leben gekommen. Die israelische Armee verteidigt ihre Einsätze mit dem Hinweis, gegen Terroristen vorzugehen, da die Flüchtlingslager als Hochburgen bewaffneter Gruppen gelten. Jedoch äußert der Bürgermeister von Dschenin, Mohammad Jarrar, seine Besorgnis, dass die Militäraktionen politisch motiviert sind und in Absprache mit der Palästinensischen Autonomiebehörde erfolgen.
Flucht und humanitäre Krise
Die humanitäre Lage in und um Dschenin hat sich dramatisch verschlechtert. Über 40.000 Menschen sind vor den militärischen Aktionen geflohen, was die größte Vertreibung seit dem Sechstagekrieg 1967 darstellt. Die Einwohner leiden unter massiven infrastrukturellen Schäden, die durch Zerstörungen der israelischen Armee verursacht wurden. Kritiker der Militäraktion berichten von verhängnisvollen Bedingungen; viele Flüchtlinge haben ihre Häuser und viele persönliche Gegenstände zurückgelassen. Maysoon Nasharti, eine Distriktbewohnerin, schildert die Zustände in einer Empfangshalle des Bürgermeisters von Burkin, wo sie mit ihren Kindern und 23 weiteren Personen leben muss, ohne Heizung und Schutz vor dem Regen.
In Burkin, einer Gemeinde mit 8.000 Einwohnern, hat Bürgermeister Hasan Subuh von der Verdopplung der Bevölkerung berichtet, da geflüchtete Familien Schutz in seiner Gemeinde suchen. Die über 800 neu angekommenen Familien überfordern die Ressourcen der kleinen Gemeinde. Diese drängende Situation wird von einer humanitären Krise begleitet, die sich in der gesamten Region aufgrund der militärischen Eskalation verfestigt hat. Viele Gebiete in Gaza sind ebenfalls betroffen: Über 24.000 Menschen haben ihr Leben verloren, mehr als 60.000 wurden verletzt, und 85 Prozent der Bevölkerung haben mehrfach Zuflucht suchen müssen.
Unterstützungsmaßnahmen
Humanitäre Organisationen versuchen, die Betroffenen zu unterstützen. Die Glückskette, eine Schweizer Initiative, hat vier Projekte zur Unterstützung der notleidenden Bevölkerung ins Leben gerufen. Diese Projekte beinhalten die Lieferung von Nahrungsmittelpaketen, Hygienesets und Bargeldhilfen, speziell für Frauen und Kinder. Auch psychosoziale Unterstützung ist Teil der Hilfe, um den traumatisierten Familien Beistand zu leisten. Angesichts der strengen Einschränkungen im Zugang zu humanitären Hilfsgütern droht der Region eine weitere humanitäre Katastrophe, während die Zivilbevölkerung in Not leidet.
Der laufende Konflikt, der sich nicht nur auf Dschenin, sondern auch auf andere Städte im nördlichen Westjordanland ausgedehnt hat, bleibt ein zentrales Problem im Nahen Osten, während die internationale Gemeinschaft um Lösungen ringt. Die es sind Berichte über Zivilopfer, darunter auch Kinder und schwangere Frauen, die immer häufiger die Runde machen und die Dringlichkeit einer Lösung verdeutlichen.