Am 19. Januar 2025 wurde ein Waffenstillstand im Gazastreifen vereinbart, der jedoch von Tragödien geprägt ist. Die al-Qidra-Familie erlebte einen unvorstellbaren Verlust direkt vor dem ab dem 8:30 Uhr (06:30 GMT) geplanten Beginn des Friedensabkommens. Der Vater, Ahmed al-Qidra, hatte seine sieben Kinder auf einem Eselwagen gesammelt, um nach östlichem Khan Younis zu fliehen, in der Hoffnung, dort sicher zu sein. Doch während der weiterhin aktiven israelischen Luftangriffe traf eine Explosion die Familie und tötete Ahmeds ältesten Sohn, den 16-jährigen Adly, sowie seine sechsjährige Tochter, Sama. Seine Frau Hanan, die zu Verwandten war, erfuhr nichts von der vorhergehenden Verzögerung des Waffenstillstands.
In den drei Stunden Verzögerung, bevor der Waffenstillstand in Kraft trat, wurden laut der zivilen Verteidigung in Gaza 19 weitere Palästinenser getötet. Hanan al-Qidra drückte ihre immense Trauer über den Verlust ihres Mannes und ihrer beiden Kinder aus, die für sie die ganze Welt bedeuteten. Die Familie hatte erst am Abend zuvor das Ende der Kämpfe gefeiert, als die Bilder von dem unwiderruflichen Verlust die Hoffnungen auf Frieden erschütterten.
Bedeutung des Waffenstillstands
Die Vereinbarung über den Waffenstillstand wurde am 15. Januar 2025 mitgeteilt und bringt eine dreiphasige Initiative mit sich. Diese beinhaltet die Freilassung zahlreicher von Hamas gefangener Geiseln sowie hunderter Palästinenser aus israelischen Gefängnissen, die Rückkehr von Vertriebenen in Gaza und die Bereitstellung humanitärer Hilfe für die von 15 Monaten Konflikt betroffenen Gebiete. Der US-Präsident Joe Biden betonte die Bedeutung des Abkommens und dankte für die Rolle amerikanischer Diplomatie, während ein israelischer Beamter sagte, dass die Verhandlungen sich auf die Bestätigung der Liste der freizulassenden Palästinenser konzentrierten.
Seit Beginn des Konflikts am 7. Oktober 2023, als ein Angriff von Hamas etwa 1.200 israelische Todesfälle und die Entführung von 250 Menschen zur Folge hatte, sind über 46.600 Palästinenser ihr Leben verloren. Die Zahl könnte sogar höher liegen, da lokal bestätigte Berichte von mehr als 110.000 Verletzten sprechen und die Verfügbarkeit von Gesundheitsdiensten in Gaza stark eingeschränkt ist. Lediglich die Hälfte der 36 Krankenhäuser ist betriebsfähig.
Gesundheitliche Herausforderungen und internationale Unterstützung
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Waffenstillstand begrüßt, erkennt jedoch die enormen Gesundheitsherausforderungen an. Fast alle medizinischen Einrichtungen in Gaza sind beschädigt oder zerstört, und rund 30.000 Verletzte benötigen dringend Rehabilitation. Infektionskrankheiten breiten sich aus, malnutritionierte Kinder sind in Gefahr, und der öffentliche Zusammenbruch durch bewaffnete Banden verstärkt die Besorgnis über die zukünftige Stabilität der Region.
Die WHO plant einen 60-Tage-Plan zur sofortigen Wiederherstellung des Gesundheitsdienstes. Zu den Schwerpunkten gehören die Trauma- und Notfallversorgung sowie die Verbesserung der Impfmaßnahmen. Die WHO und Partnerorganisationen setzen sich dafür ein, kritische Gesundheitsressourcen zu mobilisieren und die Kapazitäten in unterversorgten Gebieten zu erhöhen.
Trotz der Hoffnung, die der Waffenstillstand mit sich bringen könnte, stehen die Menschen in Gaza vor immensen Herausforderungen. Hanan al-Qidra und viele andere Familien beten darum, dass der Frieden aufrichtig ist. Die Normalität, die sie nach 15 Monaten Konflikt zurückgewinnen möchten, bleibt weiterhin in weiter Ferne.
Weitere Informationen finden Sie in den Berichten von Al Jazeera, Associated Press und WHO.